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Berliner Architekten schlagen Alarm: Anwohner verhindern zahlreiche Wohnungsbauvorhaben

Allgemein, Bürgerbeteiligung, Städtebau, Strukturpolitik, Wohnugsbau

Der Bund Deutscher Architekten BDA, Landesverband Berlin, warnt vor einem Stillstand im Berliner Sozialwohnungsbau. Nach Einschätzung des Verbandes können viele der derzeit geplanten Bauprojekte vor allem der landeseigenen Wohnungsbaugesellschaften nicht oder nur mit großen Verzögerungen realisiert werden, weil die Anwohner protestieren, während die Landespolitik wenig Rückhalt für die Umsetzung des von ihr initiierten Wohnungsbauprogramms erkennen lässt.

Der Vorsitzende des BDA Berlin Andreas R. Becher sieht hier die politischen Entscheidungsträger in der Pflicht und fordert erneut „Unterstützung und Verlässlichkeit von Seiten der Politik und die Hinwendung zu fachlich geführten Diskussionen auch im Rahmen einer vernünftig durchgeführten Bürgerbeteiligung“. Das Zurückweichen vor Partikularinteressen und Polemik, so Becher, stehe einer demokratischen Planungskultur entgegen.

Anlass für die kritische Bestandsaufnahme sind Berichte von BDA-Architektinnen und Architekten, die der BDA erneut zum Thema Wohnungsbau befragt hat. Bereits im Oktober 2016 wünschte sich der BDA in einem offenen Brief an den Regierenden Bürgermeister Michael Müller „in Zeiten, in denen bezahlbarer Wohnraum für Berlin von allen Seiten gefordert wird, spürbare Unterstützung von den politischen Entscheidungsträgern“.

Die aktuellen Erfahrungen der BDA-Kolleginnen und Kollegen, von denen viele Bauvorhaben für die Berliner Wohnungsbaugesellschaften planen, zeichnen laut dem Architektenverband jedoch ein alarmierendes Bild.In seinem für den Berliner Tagesspiegel verfassten Kommentar „Stillstand beim Berliner Sozialwohnungsbau! Zur Nicht-Stadtentwicklung der Rot-Rot-Grünen Regierung“ verleiht der BDA Vorsitzende Andreas R. Becher der Kritik des BDA Ausdruck: Brauchen wir dringend bezahlbaren Wohnraum in Berlin? War es die Rot-Rot-Grüne Koalition, die sich dieses Ziel ganz groß auf ihre Fahne geschrieben hat?

Der BDA Berlin hat erneut seine Mitglieder zum Thema Wohnungsbau befragt. Die Berichte der Architektenkolleginnen und -kollegen sind alarmierend: Überall in der Stadt werden große Wohnungsbauprojekte gebremst, auf Eis gelegt oder gleich gestoppt. Bei vielen dieser Vorhaben handelt es sich nicht etwa um private Bauträger, die bei der Herstellung und Veräußerung von Eigentumswohnungen im durchaus gehobenen Preissegment Gewinne erzielen wollen. Nein, es geht vor allem um städtische Wohnungsbaugesellschaften, die Wohnungen nicht bauen dürfen, weil die Nachbarn protestieren. Die Landespolitik lässt nicht erkennen, dass sie die Realisierung dringend benötigter Sozialwohnungen unterstützt, sondern schiebt die Verantwortung über Wohnungsbauvorhaben an strittigen Standorten in die Bezirke. Hier finden Sie die Stellungnahme des Berliner BDA-Vorsitzenden in voller Länge.

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