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Ankunftsorte als Integrationsmotoren

Allgemein, Innenpolitik, Integration, Städtebau

Eine soeben erschienene Masterarbeit beschäftigt sich damit, wie Ankunftsorte für Zugewanderte gestaltet werden können, um die Integration zu erleichtern. Die Autoren betrachten die Wohnraumsituation der Zugewanderten sowohl unter gesellschaftswissenschaftlicher als auch unter städtebaulicher Perspektive. Ausgehend von der Annahme, dass eine erfolgreiche Integration spezielle Ankunftsorte erfordert, werden drei Orte im Rhein-Main-Gebiet näher betrachtet und Konzepte für gelingende Integration entwickelt.

Vera Neisen und Johannes Gerstenberg sind die Autoren und Absolventen des Master-Studiengangs „Umweltmanagement und Stadtplanung in Ballungsräumen“ – das ist ein kooperativer Studiengang der Frankfurt University of Applied Sciences (Frankfurt UAS), der Hochschule RheinMain und der Hochschule Geisenheim University.

Die drei untersuchten Orte sollen als Modelle für zukünftige Projekte dienen. In der Thesis werden diese drei unterschiedlichen – für die Rhein-Main-Region typischen – städtebaulichen Strukturen auf ihr Integrationspotenzial untersucht und untereinander verglichen. Die Großwohnsiedlung Spessartviertel Dietzenbach, die Altstadt Friedberg und das Gewerbegebiet Neu-Isenburg Süd haben jeweils unterschiedliche Vor- und Nachteile für eine gelingende Integration, die gefördert beziehungsweise ausgeglichen werden können.

Die Thesis stellt für jeden dieser drei Orte ein eigenes Konzept vor, das die Weiterentwicklung in einen optimierten Ankunfts- und Integrationsort vorsieht. Mit der Um- und Neugestaltung schon existierender Strukturen sowie eigens für diese Gebiete konzipierten Gebäuden soll das Potenzial voll ausgenutzt werden. So entwarfen Neisen und Gerstenberg einen multifunktionalen Block, bestehend aus einem Hotel, Wohnungen und Gewerbemöglichkeiten, für das Spessartviertel in Dietzenbach, um die bisherige Ausrichtung als reines Wohnviertel aufzubrechen und neue Möglichkeiten der Bebauung aufzuzeigen. Für die Friedberger Altstadt legt die Thesis den Fokus weniger auf Neubau als vielmehr auf Umbau und Neunutzung von bestehender Bausubstanz; das ehemalige Hotel Trapp wird zu einem „Hotel Zwischenheimat“ mit Hotelbetrieb, Gastronomie und Veranstaltungsräumen umfunktioniert, während für das ehemalige Kaufhaus JOH das Konzept eines kooperativ betriebenen „Kaufhauses International“, bestehend aus Marktzeile, Boutiquen, Werkstätten und Küche für Kochkurse, vorgestellt wird. Das Gewerbegebiet Neu-Isenburg-Süd eignet sich durch die kurzen Wege zu den unterschiedlichen Gewerben sowie durch große ungenutzte Flächen sehr gut für eine fließende Integration der Geflüchteten in den Arbeitsmarkt und für eine Nutzung der brachliegenden Flächen z. B. zur Errichtung eines „Social Impact Lab“, einer Mischung aus Wohn-, Arbeits- und Begegnungsraum.

„Das Besondere an dem Projekt von Neisen und Gerstenberg ist, dass sie nicht nur die baulichen Möglichkeiten betrachten, sondern diese auch in einen gesamtgesellschaftlichen Kontext einbinden und breit gefächerte, integrierte Lösungsansätze aufzeigen, die nicht viel kosten“, so Prof. Dr.-Ing. Maren Harnack, die die Arbeit zusammen mit Dr. Marcus Gwechenberger betreut hat. „Die Weiterentwicklung der untersuchten Orte als ‚Arrival City‘ bietet sowohl für die dort untergebrachten Zugewanderten als auch für Anwohner, Unternehmer und andere Beteiligte neue Möglichkeiten der Kooperation und beste Chancen für die Integration der Zugewanderten. Letztendlich sind Städte, die Zugewanderten ein gutes Umfeld bieten, für alle Menschen attraktive Orte.“

Die Thesis „Arrival City FrankfurtRheinMain“ steht bis zum 10. Juni 2016 zum Download bereit.