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Bayerische Kommunalwahlen 2020

Wahlen

Im März 2020 fanden im Freistaat Bayern die landesweiten Bürgermeisterwahlen unter ungewöhnlichen Voraussetzungen statt: Pandemiebedingt war die Teilnahme am zweiten Wahlgang nur noch per Briefwahl möglich. Ein For­schungsteam hat diese Wahlen statistisch analysiert. Das Ergebnis: Die für alle Wahlberechtigten bequem und kosten­frei gestaltete Briefwahl ließ die Wahlbeteiligung landesweit um mehr als zehn Prozentpunkte steigen. Dieser Anstieg kam den Amtsinhabern zugute, die eine Wiederwahl anstrebten.

Am 15. März 2020 fand der erste Wahlgang der Kommunalwahlen in Bayern statt – planmäßig und ohne Einschränkungen der persönlichen Stimmabgabe. Zu diesem Zeitpunkt stand die Covid-19-Pandemie noch am Anfang. Nur einen Tag später jedoch rief die Bayerische Staatsregierung den Katastrophenfall aus und verhängte Lockdown-Maßnahmen. Der zweite Wahlgang fand danach zwar wie geplant am 29. März 2020 statt, aber aufgrund der Anordnungen der Bayerischen Staatsregierung war allein eine Stimmabgabe per Briefwahl möglich. Stimmzettel und nicht zu frankierende Rückumschläge wurden direkt an alle Wahlberechtigten verschickt.

Foto: © Foto-Ruhrgebiet – stock.adobe.com

In einem ersten Schritt haben die Autoren der in der Fachzeitschrift „Economics & Politics“ erschienenen Studie den Effekt der Briefwahl auf die Wahlbeteiligung untersucht. Sie verglichen dabei den Unterschied der Wahlbeteiligung zwischen dem ersten und zweiten Wahlgang 2020 mit den Unterschieden in der Wahlbeteiligung in beiden Wahlgängen früherer Jahre. Wie sich herausstellte, stieg die Wahlbeteiligung 2020 gegenüber früheren zweiten Wahlgängen ungewöhnlich stark an – landesweit um mehr als zehn Prozentpunkte.

Wiederwahl begünstigt


Mit modernen ökonometrischen Verfahren ist das Team dann der Frage nachgegangen, ob die für eine Wiederwahl kandidierenden Amtsinhaber vom Anstieg der Wahlbeteiligung profitiert haben. Die Berechnungen belegen genau dies: Sie zeigen, dass der unerwartete Anstieg der Wahlbeteiligung, der nicht mit lokalen Besonderheiten des politischen Wettbewerbs oder den Beliebtheitswerten der Kandidatinnen zusammenhängt, die Vorteile der Amtsinhaber systematisch und signifikant erhöht.

Die Autoren der Studie haben bei ihrer Analyse der bayerischen Bürgermeisterwahlen 2020 auch festgestellt, dass der von lokalpolitischen Faktoren unabhängige Anstieg der Wahlbeteiligung den Ausgang der Stichwahlen nicht geschlechtsneutral beeinflusst hat: Männliche Amtsinhaber konnten von diesem Anstieg etwas stärker profitieren als Bürgermeisterinnen, die eine Wiederwahl anstrebten.

Die vollständige Studie finden Sie hier.

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