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Dunkelfeldstudie: Bürgerinnen und Bürger in NRW fühlen sich in ihrer Nachbarschaft sicher

Allgemein, Innenpolitik, Soziales

My home is my castle, heißt es in England. Und in Ungarn gilt: „Gute Nachbarn sind ein echter Schatz.“ Diese beiden Aussagen würden die Menschen in Nordrhein-Westfalen sofort unterschreiben. Denn sie fühlen sich in ihrer Nachbarschaft insgesamt sicher, wie die Dunkelfeldstudie „Sicherheit und Gewalt in Nordrhein-Westfalen“ herausgefunden hat.

Herausforderungen bleiben

My home is my castle, heißt es in England. Und in Ungarn gilt: „Gute Nachbarn sind ein echter Schatz.“ Diese beiden Aussagen würden die Menschen in Nordrhein-Westfalen sofort unterschreiben. Denn sie fühlen sich in ihrer Nachbarschaft insgesamt sicher, wie die Dunkelfeldstudie „Sicherheit und Gewalt in Nordrhein-Westfalen“ herausgefunden hat. Die Unsicherheit nimmt hingegen zu, je weiter sie sich von ihrem näheren Wohnumfeld wegbewegen. Und mangelnde Beleuchtung oder Verwahrlosung des öffentlichen Raumes werden ebenfalls als Unsicherheitsfaktoren wahrgenommen.

Weitere von vielen Erkenntnissen der Studie: Das Sicherheitsgefühl in NRW ist insgesamt gut. Nur wenige Menschen in Nordrhein-Westfalen befürchten, Opfer einer Straftat zu werden. Wenn sie allerdings Gewalt erleben, zeigen viele Menschen die Taten allerdings nicht an. Auch das ein Ergebnisse der Befragung, die Ministerin Ina Scharrenbach und Minister Herbert Reul Anfang November vorgestellt haben.

Groß angelegte Befragung

Im September 2019 hatten 60.000 Bürgerinnen und Bürger in 81 Städten in Nordrhein-Westfalen Post erhalten: Das Ministerium für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung und das Innenministerium starteten damals gemeinsam die großangelegte Dunkelfeldstudie für Nordrhein-Westfalen. Im November 2019 lagen die Ergebnisse vor, die das Landeskriminalamt innerhalb eines halben Jahres ausgewertet hat. Ein Teilaspekt der Befragung bezog sich auf das Sicherheitsempfinden der Befragten sowohl in ihrem Umfeld als auch im öffentlichen Raum.

Sicherheit nicht nur Aufgabe der Polizei

Foto: © Goodpics_fotolia.jpg 62385222_Überwachung

Um das Sicherheitsgefühl zu verbessern, müssten viele Institutionen Hand in Hand mit der Polizei zusammenarbeiten, so der Innenminister. Dazu gehören seinem Verständnis nach auch die Kreise, Städte und Gemeinden.

Zwar fühlt sich die Bevölkerung größtenteils sicher. Dies gilt der Studie zufolge insbesondere im jeweiligen geographischen Nahraum, also der eigenen Wohnung oder dem eigenen Haus und in der eigenen Wohngegend. Tagsüber empfinden die Befragten den öffentlichen Raum ebenso als sicher. Allerdings fühlen sich Frauen im öffentlichen Raum, insbesondere bei Nacht und im öffentlichen Personennahverkehr, unsicherer als Männer und bewerten das Risiko, Opfer einer Straftat zu werden höher als Männer. Dies gilt insbesondere im Hinblick auf sexuelle Belästigung (Frauen: 13 Prozent, Männer: 4 Prozent) und Vergewaltigung (Frauen: 8 Prozent; Männer 3 Prozent).

Auch dort, wo „Unordnung“ beobachtet wird – also dort, wo z. B. viel Müll und Abfall auf den Straßen wahrgenommen wird – fühlen sich die Menschen unsicherer. „Die Arbeitsgruppe „Sicherheit im öffentlichen Raum“ des Landespräventionsrates unter Leitung des LKA wird sich nach Aussage von Reul intensiv mit den Ergebnissen der Studie beschäftigen und Handlungsempfehlungen geben, die dann in jede Polizeibehörde vor Ort getragen werden. „Fest steht auch, dass wir die Zusammenarbeit von Kommunen und Polizei stärken werden. Da wird es dann zum Beispiel darum gehen, gemeinsame Strategien gegen Verwahrlosung zu entwickeln. Da geht es etwa um Angsträume und bauliche Maßnahmen, um Polizeipräsenz und Einsatztaktiken. Die Studie gibt uns einige Hausaufgaben auf“, so der Innenminister.

Darüber hinaus wurden Erfahrungen mit Gewaltkriminalität – unabhängig vom Anzeigeverhalten der Opfer und einer späteren Strafverfolgung – abgefragt. Mit zum Teil erschreckenden Ergebnissen: So war mehr als die Hälfte der nordrhein-westfälischen Bevölkerung in ihrem Leben von mindestens einer der abgefragten Formen körperlicher, sexueller oder psychischer Gewalt betroffen. Für den Zeitraum September 2018 bis August 2019 (Jahresprävalenz) betrifft dies etwa ein Viertel der Bürgerinnen und Bürger. Männer sind der Befragung nach im Vergleich zu Frauen häufiger von körperlicher Gewalt betroffen und Frauen im Vergleich zu Männern häufiger von sexueller Gewalt. Die psychische Gewalt ist die am häufigsten genannte erlebte Gewalterfahrung.

Anzeigequoten unterschiedlich

Die Anzeigequoten liegen abhängig von der Gewaltform zwischen Null und rund 50 Prozent. Am höchsten ist die Anzeigequote bei körperlicher Gewalt. Gering sind sie im Vergleich etwa zu denen bei Eigentums- und Vermögensdelikten bei Gewaltkriminalität. Dies betrifft insbesondere Formen von psychischer Gewalt oder Delikte, die in besonderem Maße mit Scham- und Schuldgefühlen einhergehen wie zum Beispiel sexuelle Gewalt und Delikte oder Gewalt in Partnerschaften. Die Gründe, aus denen nach einer Gewalterfahrung auf eine Anzeige bei der Polizei verzichtet wurde, sind vielfältig. Häufig wurde auf Grund der gering empfundenen Schwere der Tat – etwa bei psychischer Gewalt – keine Anzeige erstattet. 

Autor: Markus Klaus

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