Obwohl seit der Großen Rezession Ende der 2000er Jahre in vielen Länder die Arbeitslosigkeit gestiegen ist, sank sie in Deutschland erheblich. Viele sehen in den Hartz-Reformen die Ursache für diese Entwicklung. Gleichzeitig wird häufig die Qualität der neue entstandenen Jobs kritisiert. Eine neue Studie geht der Frage nach, ob der Erfolg der Hartz-Reformen beim Beschäftigungsaufbau mit einem zunehmenden Niedriglohnsektor und ungünstigen Arbeitsbedingungen erkauft wurde.
Obwohl seit der Großen Rezession Ende der 2000er Jahre in vielen Länder die Arbeitslosigkeit gestiegen ist, sank sie in Deutschland erheblich. Viele sehen in den Hartz-Reformen die Ursache für diese Entwicklung. Gleichzeitig wird häufig die Qualität der neue entstandenen Jobs kritisiert. Dies betrifft insbesondere die schwache Lohnentwicklung, steigende Lohnungleichheit und möglicherweise abnehmende Beschäftigungsdauer. Eine neue Studie hat untersucht, ob der Erfolg der Hartz-Reformen beim Beschäftigungsaufbau mit einem zunehmenden Niedriglohnsektor und ungünstigen Arbeitsbedingungen erkauft wurde.
Mehrere Studien zeigen, dass Arbeitslose nach den Hartz-Reformen tatsächlich schneller in Beschäftigung gekommen sind. Um das zu untersuchen, wird üblicherweise eine sogenannte Matchingfunktion geschätzt. Sie liefert als Kenngröße unter anderem die Matchingeffizienz, die angibt, wie schnell Arbeitslose und offene Stellen zueinander kommen. Bei diesen Untersuchungen wird aber nicht unterschieden, welche Qualität die neuen Jobs haben. In einer jetzt veröffentlichten Studie wurde daher der Ansatz einer Matching-Funktion um eine Qualitätsperspektive erweitert und das Konzept der qualitätsgewichteten Matching-Funktion eingeführt. Die Datenbasis für die Studie bildete eine repräsentative 2-Prozent Stichprobe der Integrierten Erwerbsbiografien des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB).
Wichtigste Erkenntnisse: Die Qualität nach Arbeitslosigkeit neu begonnener Beschäftigungsverhältnisse hat sich während und nach Einführungen der Hartz-Reformen verschlechtert, allerdings begannen solche Prozesse schon deutlich früher.
Die Matching-Effizienz hat sich mit den Hartz-Reformen insgesamt um 24 Prozent erhöht. Mit anderen Worten: Die Chance, innerhalb eines Monats aus Arbeitslosigkeit in Beschäftigung zu wechseln, ist um ein Viertel gestiegen.
Im betrachteten Zeitraum hat sich die Qualität der neuen Jobs zwar verschlechtert. Die Autoren der Studie schreiben aber auch: Wenn die Job-Qualität – gemessen als Entlohnung und Lohnungleichheit – konstant gehalten wird, steigt die Effizienz des Matchings dennoch. Allerdings erhöht sich die Matchingeffizienz nur noch um 13 Prozent, statistisch signifikant niedrigerer als in der Vergleichsschätzung. Die Verringerung des Reformeffekts tritt insbesondere 2005 auf. In diesem Jahr trat Hartz IV in Kraft, die oft kritisch diskutierte Reform der Grundsicherung für Arbeitslose. Hier gab es also nach unseren Ergebnissen einen Trade-off zwischen Beschäftigungsquantität und -qualität.
Fast die Hälfte der positiven Gesamtwirkung auf die Matching-Effizienz ist also durch eine schlechtere Qualität der Matches erkauft. Umgekehrt wäre aber auch bei konstanter Qualität der neuen Beschäftigungsverhältnisse gut die Hälfte der positiven Wirkung auf die Matching-Effizienz infolge der Hartz-Reformen verblieben.
Hier finden Sie die ausführliche Pressemitteilung zur Studie und hier gibt es die komplette Studie in englischer Sprache.