Kopo

Gutachten über die Wirksamkeit des Bürgerfonds zum Erhalt schützenswerter Altbauten

Allgemein, Forschung, Städtebau, Strukturpolitik

In vielen Regionen Deutschlands sind auch historische Altstädte vom Leerstand bedroht. Durch den demografischen Wandel und Umsatzrückgängen beim Einzelhandel fehlt vielen schützenswerten Gebäuden speziell in zentralen Lagen in Klein- und Mittelstädten eine dauerhafte Nutzungsperspektive. Das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) hat nun ein Gutachten veröffentlicht, das untersucht, ob der Bürgerfonds geeignet ist, zur Sanierung und Neunutzung historischer Bausubstanz nachhaltig beizutragen.

Laut Studie verlieren 72 von insgesamt 401 kreisfreien Städten und Landkreisen bis zum Jahr 2030 mehr als 5 Prozent an Bevölkerung im Vergleich zum Jahr 2017. In 19 Kreisen ist sogar von einem Bevölkerungsschwund von über 10 Prozent auszugehen. Die betroffenen Regionen befinden sich in den neuen Bundesländern aber auch in Bayern, Hessen, Niedersachsen, Rheinland-Pfalz oder dem Saarland. Gleichzeitig stehen Deutschlandweit knapp zwei Millionen Wohnungen leer, in Regionen mit schrumpfenden Bevölkerungszahlen mit steigender Tendenz. Vom Leerstand bedroht sind speziell die historischen Altstädte mit einem hohen Anteil schützenswerter Fachwerkgebäude.

Das jetzt veröffentlichte Gutachten konzentriert sich auf das Instrument des sogenannten Bürgerfonds. Der Bürgerfonds wurde initiiert von der Arbeitsgemeinschaft Deutsche Fachwerkstädte (ADF) und der Stiftung trias im Rahmen des Forschungsprojekts „Bürgerfonds – Entwicklung eines bürgerschaftlich getragenen Entscheidungs- und Finanzierungsmodells für Innenentwicklung und Stadtumbau in schrumpfenden kleinen und mittleren Städten“ (Projektlaufzeit 1. Oktober 2016 – 30. September 2019) des Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF).

Der Fonds verfolgt das Ziel, Bürgergruppen beim Erhalt, der Sanierung und Neunutzung historischer Bausubstanz zu unterstützen. Zentrale Bausteine des Bürgerfonds sind ein Finanzierungsmodell und die fachliche Beratung. Das Finanzierungsmodell soll die Finanzierung durch private Banken ermöglichen und das Risiko beim Erwerb der Immobilien minimieren. Ziel der Beratung ist es, Projekte auf Basis einer Bewertung zu verbessern und Finanzierungsmöglichkeiten im Austausch mit Finanzinstituten aufzuzeigen. Im Rahmen des Forschungsprojekts wurde der Bürgerfonds in sechs Pilotstädten Bleicherode und Treffurt in Thüringen, Felsberg, Homberg (Efze) und Witzenhausen in Hessen sowie in Hann. Münden in Niedersachsen getestet. Nach Beendigung des Projektes soll der Bürgerfonds dauerhaft als ein bundesweites Instrument zur Förderung der Innenentwicklung in deutschen Klein- und Mittelstädten aufgebaut werden.

Die Verfasser des Gutachtens kommen grob zusammengefasst zu dem Ergebnis, dass mit dem Bürgerfonds ein neues Instrument mit Potential geschaffen wurde. Die Nutzung des Erbbaurechts und die damit einhergehende Trennung von Grund und Boden vom schützenswerten Gebäude ermögliche neue Wege der Förderung sowie finanzielle Spielräume, habe jedoch unter den jetzigen Rahmenbedingungen wie den niedrigen Zinsen und dem günstigen Zugang zu Fremdkapital eine zu geringe Attraktivität.
Der Bürgerfonds sollte daher weiterentwickelt werden. Die Autoren schlagen vor:

  • Die Erhöhung der Attraktivität des Erbbaurechts durch marktgerechte Zinssätze
  • Den Aufbau einer Dachorganisation, die eine umfassende professionelle fachliche Beratung ermöglicht
  • Die Öffnung der Zielrichtung des Bürgerfonds auch auf Sanierung- und Nutzungsprojekte im historischen Bestand, an denen sich nicht mit dem Kauf des Grundstücks und der Nutzung des Erbbaurechts beteiligt wird
  • Unabhängig vom Bürgerfonds sollten Bund und Länder ergänzende Förderinstrumente etablieren, die private Investition in den Gebäudebestand lenken, um Leerstände zu verhindern und bürgerschaftliches Engagement für den Erhalt historisch wertvoller Fachwerkimmobilie zu unterstützen.

Hier gibt es das Gutachten für das BMBF Verbundprojekt „Kommunen innovativ – Bürgerfonds” als Download

Tags: , ,

Artikel drucken

Diese Artikel könnten Sie auch interessieren