In einer alternden Gesellschaft müssen sich nicht nur ländliche Regionen, sondern auch zunehmend Universitätsstädte die Frage stellen, wie man eine Stadt, also den öffentlichen Raum, aber auch Freizeitangebote, Verkehrsmittel sowie Infrastruktur möglichst seniorengerecht gestalten kann. Die hessische Stadt Gießen hat sich in diesem Arbeitsbereich nun in besonderer Weise hervorgetan.
Grundlage einer von der Stadt ausgehenden Politik ist dabei der sogenannte „Altenhilfeplan“, der zwar von seiner Begrifflichkeit her impliziert, dass Alter und Hilfsbedürftigkeit oft einhergehen, aber ganz anderes ausdrücken möchte: Nämlich dass die Kommune mit konkreten Unterstützungsangeboten und Veränderungen älteren Menschen eine wichtige Hilfestellung leisten und das Leben erleichtern kann. Vor sechs Jahren gründete sich deshalb ein „Runder Tisch“, der mit Vertretern der Stadt, Sozialverbänden und Vereinen.
In der Vergangenheit konnte man über dieses Format bereits mehrere Projekte realisieren, so zum Beispiel einen Demenzwegweiser und die Ausstattung von Pflegeheimen mit Tablet-PCs. Lediglich der vom Tisch geforderte „Koordinator für demografischen Wandel“ in der Stadtverwaltung wird wahrscheinlich nicht kommen. Im Gegensatz dazu konnte jedoch eine eigene Messe für Senioren und Seniorenbedarf etabliert werden, die im zweijährigen Turnus abgehalten wird und über bedarfsorientiertes Wohnen, Pflege, Verkehr und Kultur informiert.
Nach wie vor gibt es jedoch auch in Gießen noch einige Baustellen. So mangelt es in der kleinen Universitätsstadt weiterhin an Wohnraum, auch das Angebot pflegerischer Dienstleistungen lässt aufgrund allgemein angespannter Personalsituation eher zu wünschen übrig. Doch genau diese Themen sind es, welche auch in anderen deutschen Städten früher oder später auf der Agenda stehen werden. Eine „Enquete-Kommission“ wie die in Gießen kann dabei ein interessanter Ansatz sein, um möglichst nah am Geschehen und mit einer gewissen Vielfalt an Ideen den Themenkomplex „Demografischer Wandel“ angemessen anzugehen.