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Fusion sichert Krankenhausversorgung

Allgemein, Gesundheit, Strukturpolitik

Die innovative medizinische Versorgung der Bürger des Rhein-Kreises Neuss ist gesichert. Der Kreistag hat sich dafür ausgesprochen, eine Rhein-Kreis Neuss Kliniken gGmbH in kommunaler Trägerschaft zu gründen. Bisher waren die beiden Kreiskrankenhäuser in Grevenbroich und Dormagen als Eigenbetrieb des Kreises geführt worden, nun kommt zu einer Fusion.

Krankenhaus Grevenbroich Foto: Schumacher / Rhein-Kreis Neuss

Ein von der Stadt Neuss und dem Rhein-Kreis Neuss in Auftrag gegebenes Strukturgutachten kommt zu einem eindeutigen Ergebnis: Der Rhein-Kreis Neuss ist eine mit Krankenhaus-Leistungen „sehr gut“ versorgte Region. Um diesen Status zu erhalten, so die Gutachter, sei ein Erhalt aller Krankenhäuser in Kombination mit einer Fusion empfehlenswert. Hintergrund der Analyse war die Frage nach dem künftig notwendigen medizinischen Versorgungsbedarf der Bevölkerung im Rhein-Kreis Neuss. Um Zukunftsentscheidungen auf einem starken Fundament treffen zu können, sollte der Bedarf quantitativ und qualitativ ermittelt werden. Die Experten empfehlen den Erhalt aller Standorte der öffentlich-rechtlichen Häuser, um eine wohnortnahe Versorgung dauerhaft zu gewährleisten. Sowohl die Rhein-Kreis Neuss Kliniken als auch das Lukaskrankenhaus sind jedoch nach Einschätzung der Gutachter für sich genommen auf Dauer für einen wirtschaftlichen Betrieb zu klein, zumal sie sich in einem starken Wettbewerb zu zahlreichen, teils sehr großen, Hospitälern im Umfeld befinden. Die Gutachter sehen daher die größten Möglichkeiten zur Entwicklung einer optimalen Versorgungsstruktur in einer wirtschaftlichen Einheit der Kliniken. Deshalb biete sich die historische Chance, einen kommunalen Verbund zu bilden, der zu den besten zehn kommunalen Krankenhäusern Deutschlands zählen würde.

Fusion ist notwendig und sinnvoll

Alle Beteiligten sind überzeugt davon, dass das öffentlich-rechtliche Krankenhaus die beste Lösung für Patienten und Mitarbeiter ist. Im Fokus aller Überlegungen steht schließlich neben der Versorgung von rund 230.000 Patienten pro Jahr an allen Standorten die Sicherung von etwa 2.700 Arbeitsplätzen – vom medizinischen Personal bis zu den Verwaltungsangestellten. Neben einer bestmöglichen Grund- und Regelversorgung an allen Klinken können künftig in jedem Haus Schwerpunkte gebildet werden, die die Angebote im Rhein-Kreis Neuss noch attraktiver machen.

Ein weiterer Aspekt: Neben der strukturellen Vereinheitlichung der Arbeitsabläufe spielt vor allem die Anschaffung innovativer Technik für erhebliche Summen eine große Rolle bei zukunftsorientierten Therapien. Gerade auf dem Gebiet der medizinischen Behandlungsmethoden ist in den vergangenen Jahren ein enormer Innovationsdruck zu verzeichnen, der sich im Zuge der Digitalisierung mit Sicherheit noch rasant verstärken wird und gemeinsam besser gemeistert werden kann.

Ablauf des Fusionsprozesses

Krankenhaus Dormagen Foto: P. Schumacher / Rhein-Kreis Neuss

Der Kreistag hat sich mit breiter Mehrheit dafür ausgesprochen, eine Rhein-Kreis Neuss Kliniken gGmbH in kommunaler Trägerschaft zu gründen. Bisher waren die beiden Kreiskrankenhäuser in Grevenbroich und Dormagen als Eigenbetrieb des Kreises geführt worden. Die Gründung des Unternehmens erfolgte rückwirkend zum ersten Januar 2017. Der Kreistag beschloss auch die Erweiterung der gGmbH durch Einbringung der Seniorenhäuser Korschenbroich und Lindenhof in Grevenbroich ab 2018. Dies ist die logische Konsequenz der Professionalisierung der kreiseigenen Betriebe in der Gesundheits- und Sozialwirtschaft. Die Zukunft der Krankenhäuser ist mit den gefassten Beschlüssen besser gesichert. Mit seinem Votum machte der Kreistag auch den Weg frei für die Vorbereitung einer Fusion mit der Städtische Kliniken Lukaskrankenhaus Neuss GmbH. Dazu bedarf es  aller notwendigen Prüfungen zur wirtschaftlichen, rechtlichen und steuerrechtlichen Lage sowie Verhandlungen mit der Stadt Neuss, den Krankenhaus-Planungsbehörden und den Krankenkassen.

Mit der Besetzung des Aufsichtsrats der neuen Rhein-Kreis Neuss Kliniken gGmbH hat der Kreisausschuss eine weitere Weichenstellung vorgenommen. Neben dem Landrat wurden für das Gremium erfahrene Fachleute benannt, und zwar der ehemalige Vorstandsvorsitzende der AOK Rheinland/Hamburg, eine ehemalige Ministerialdirigentin im Gesundheitsministerium des Landes Nordrhein-Westfalen und der Vorsitzende der Geschäftsführung am Evangelischen Klinikum Niederrhein in Duisburg. Der Aufsichtsrat ist gemeinsam mit der Geschäftsführung hauptsächlich für eine zügige Umstrukturierung der beiden Kreiskrankenhäuser und die Vorbereitung des Fusionsprozesses verantwortlich.

Die Aufstellung von Kreistagsabgeordneten für einen Sitz im Aufsichtsrat sah die Mehrheit auch unter dem Aspekt einer möglichen Überschneidung der Zuständigkeiten kritisch, da bereits der Kreisausschuss als Gesellschafterversammlung der gGmbH die politische Kontrollinstanz verkörpern wird. Der politische Einfluss auf die Gesellschaft bleibt also sowohl durch den Kreisausschuss als auch durch den Beirat gewahrt. Der Ausblick auf die künftige Entwicklung der Krankenhauslandschaft an Rhein und Erft ist daher von Zuversicht und Tatendrang geprägt.

Foto: M. Schiffer / Rhein-Kreis Neuss

Autor: Hans-Jürgen Petrauschke ist Landrat des Rhein-Kreises Neuss

Der Beitrag ist erschienen in der Oktober-Ausgabe der kommunalpolitischen blätter (KOPO)

 

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