Nach einer neuen Studie zieht es immer mehr gut ausgebildete Einwanderer nach Deutschland. Mittlerweile sind sie im Durschnitt sogar besser ausgebildet als Deutsche ohne Migrationshintergrund. Der Arbeitsmarktforscher Herbert Brücker hat sich in seiner Studie, die von der Bertelsmann-Stiftung in Auftrag gegeben wurde, intensiv mit der veränderten Situation bei der Zusammensetzung und Qualifikation der Einwanderer befasst.
Laut Ergebnissen der Studie haben 43 Prozent der Neuzuwanderer zwischen 15 und 65 Jahren einen Hochschulabschluss, Meisterbrief oder Technikerabschluss. Bei den Deutschen ohne Migrationshintergrund gilt das nur für 26 Prozent.
In seiner Studie schreibt Brücker, dass sich in der Öffentlichkeit nach wie vor die Vorstellung halte, dass Zuwanderer überwiegend aus gering qualifizierten Bevölkerungsgruppen ihrer Heimatländer stammen. Die Wirklichkeit zeige aber einen enormen Wandel in den letzten zehn Jahren.
Diese Aussage wird auch von einer aktuellen OECD-Statistik unterstütz. Sie zeigt die Bildungsmobilität in den Ländern und gibt Auskunft darüber, wie viele Menschen einen höheren Bildungsstand haben, als ihre Eltern. In Polen ist dieser Unterschied am größten. Dort haben 64 Prozent der 25- bis 34-Jährigen einen höheren Bildungsstand als ihre Eltern. In Deutschland sind es hingegen nur 20 Prozent.
Auch in Krisenländern, wie Spanien oder Griechenland liegt dieser Wert bei fast 50 Prozent. Die aktuellen Zahlen für Zuwanderung vom Statistischen Bundesamt zeigen, dass aus diesen beiden Ländern im letzten Jahr die meisten Zuwanderer nach Deutschland kamen.
Der Sozialstaat profitiert von Zuwanderung
Dass sich bereits in der Vergangenheit deutliche Gewinne für den Sozialstaat ergeben haben, scheint auf den ersten Blick seltsam zu klingen. Personen mit Migrationshintergrund sind schließlich fast doppelt so häufig wie Einheimische von Arbeitslosigkeit betroffen. Aus deren Folge sie deutlich umfangreichere Transferleistungen vom Staat beziehen. Allerdings ergibt sich aus den Ergebnissen der Studie ein anderes Bild.
Der Qualifikationsanstieg unter den Neuzuwanderern nach Deutschland verändert die Wirkungen der Migration auf Arbeitsmarkt und Sozialstaat: Per Saldo ergeben sich durch Migration langfristig neutrale oder sogar positive Effekte für den Arbeitsmarkt. Die gesamtwirtschaftliche Arbeitslosenquote sinkt durch die Zuwanderung, während sie in der Vergangenheit vor allem wegen der überdurchschnittlichen Beschäftigungsrisiken von Personen mit Migrationshintergrund leicht gestiegen ist. Auch ergeben sich günstigere Verteilungseffekte: Während in der Vergangenheit vor allem die geringer qualifizierten Beschäftigten die Anpassungslasten der Migration tragen mussten, so sind jetzt vor allem besser qualifizierte Arbeitskräfte, deren Arbeitsmarktrisiken ohnehin gering sind, betroffen. Allerdings konzentrieren sich die negativen Arbeitsmarktwirkungen der Migration weiterhin auf die bereits in Deutschland lebenden Migranten. Dies ist vor allem auf den Umstand zurückzuführen, dass Migranten und einheimische Arbeitskräfte auch bei gleicher Qualifikation und Berufserfahrung nur unvollkommen im Arbeitsmarkt konkurrieren. Die Ursachen hierfür können Probleme in der Sprachkompetenz, andere Unterschiede, die die Arbeitsproduktivität beeinflussen, aber auch Arbeitsmarktdiskriminierung sein. Hier liegt eine der großen Herausforderungen der Arbeitsmarkt- und Integrationspolitik.
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