Der baden-württembergische Landwirtschaftsminister Peter Hauk hat den Abschlussbericht zur Erreichbarkeitssicherung im Ländlichen Raum am Beispiel des Landkreises Calw vorgestellt. Das Forschungsprojekt gibt Aufschluss, wie sich Veränderungen in der Daseinsvorsorge und bei Verkehrsangeboten auswirken und wo gezielt gegengesteuert werden muss.
„Die ländlichen Regionen in Baden-Württemberg stehen mit Blick auf die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit und die Versorgung der Bevölkerung mit Waren Dienstleistungen auf Augenhöhe mit den Verdichtungsräumen. Allerdings wird der gesellschaftliche Wandel unsere ländlichen Regionen in den nächsten Jahrzehnten spürbar verändern. Unser Handeln zielt darauf ab, den Menschen im Ländlichen Raum auch in Zukunft Perspektiven zu bieten und das Leben auf dem Land attraktiv zu halten“, sagte der Minister für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz, Peter Hauk, in Ebhausen (Landkreis Calw) anlässlich der Vorstellung des Abschlussberichts „Erreichbarkeitssicherung im Ländlichen Raum“ am Beispiel des Landkreises Calw.
In einem bundesweit einmaligen Forschungsprojekt seien erstmals auf Ebene eines Landkreises Bevölkerungsdaten mit Daten von Einrichtungen der Daseinsvorsorge und Verkehrsangebote miteinander verschnitten worden. Ein Simulationsmodell gebe Aufschluss, wie sich Veränderungen auswirken würden und wo gezielt gegengesteuert werden müsste, um die Attraktivität der betroffenen Kommunen für die Bürger zu erhalten.
„Es handelt sich bei unserem Projekt um ein digitales Werkzeug für die integrierte Raum- und Verkehrsplanung im Ländlichen Raum, das wir in der Modellregion Landkreis Calw beispielhaft und erfolgreich erprobt haben. Das Werkzeug ermöglicht objektive Aussagen zur Erreichbarkeit von Standorten der Daseinsvorsorge mit verschiedenen Verkehrsmitteln wie Pkw, öffentlicher Personennahverkehr, zu Fuß oder per Fahrrad. Es zeigt Veränderungen der Erreichbarkeit auf, die sich aus dem Wegfall von Standorten, wie beispielsweise der Schließung eines Supermarktes, ergeben würden und welche Mobilitätsmaßnahmen zu ergreifen sind“, erklärte der Minister.
Letztendlich gehe es darum, die Landkreise durch die Bereitstellung thematischer Karten und das Durchspielen verschiedener Szenarien in ihrer Raum-, Fach- und Verkehrsplanung zu unterstützen. Maßnahmen zur Aufrechterhaltung eines bürgerfreundlichen Angebots an Einrichtungen der Daseinsvorsorge und öffentlicher Mobilität könnten damit maßgeschneidert von den Verantwortlichen in die Wege geleitet werden. Dies sei auch im Hinblick auf einen sparsamen und verantwortungsvollen Umgang mit öffentlichen Mitteln geboten.
„Mit den Erkenntnissen dieser Studie schaffen wir es, das Versorgungs- und Mobilitätsangebot im Landkreis Calw gezielt zu verbessern und somit die Attraktivität unserer Städte und Gemeinden zu erhalten“, sagte der Landrat des Landkreises Calw, Helmut Riegger. Im Modell-Landkreis Calw habe die Erreichbarkeitsanalyse bereits zu greifbaren Ergebnissen geführt. So seien die teilweise bereits bekannten Änderungsnotwendigkeiten im Bereich Daseinsvorsorge und Verkehrsangebot nochmals objektiv erfasst worden. Die Ergebnisse der Analyse ermöglichten es nun, maßgeschneiderte Lösungen zu entwickeln. Erneut belegt wurde beispielsweise die Notwendigkeit eines Maßnahmenkataloges zur Sicherung der hausärztlichen Versorgung wegen der zunehmenden Überalterung der Ärzteschaft. „Für den Masterplan ‚Hausärztliche Versorgung im Landkreis Calw‘ dienen die Erkenntnisse aus der Erreichbarkeitsstudie als tragfähige Grundlage, konkrete Handlungsfelder abzustecken“, erklärte der Landrat.
„Der für den Landkreis Calw pilothaft entwickelte und erprobte Ansatz kann mit vergleichsweise moderatem Aufwand auch auf andere Landkreise des Ländlichen Raums übertragen werden. Die datentechnischen Voraussetzungen sind hierfür flächendeckend gegeben, allerdings ist ein gewisser Anfangsaufwand erforderlich – insbesondere für die Erfassung der Standortstruktur der Daseinsvorsorge und den Aufbau des Verkehrsmodells“, betonte der Minister. Gemeinsam mit dem Landkreistag und den Experten der Landesverwaltung werde geprüft, wie sich das digitale Planungswerkzeug rasch und kostengünstig auch in anderen Landkreisen des Ländlichen Raums zum Einsatz bringen lasse.
Die Kurzfassung der Studie finden Sie hier, mehr Lesestoff steht auch bereit.