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Verkehrswende auf dem Land: Wie kann diese gelingen?

Allgemein, Ländlicher Raum, Mobilität

Für Baden-Württemberg sind die Gemeinden in Ländlichen Räumen ein wichtiger Faktor für die Stärken der Wirtschaft. Neben der Industrie sowie der Land- und Forstwirtschaft sichern auch die Tourismusbranche sowie Hersteller von Nahrungs- und Energierohstoffen die hohe Anzahl an Arbeitsplätzen. Mit knapp 70 Prozent der Landesfläche leben in den ländlichen Gebieten rund 35 Prozent der Bevölkerung.

Die Attraktivität sowie die Lebensqualität auf den Dörfern als Wohnstandort geraten durch den demografischen Wandel zunehmend ins Wanken. Wegestrecken für die Erledigung des täglichen Bedarfs zu Lebensmittelläden, Ärzten oder Banken werden immer länger und erhöhen die Abhängigkeit vom Pkw. Die Aufrechterhaltung einer Grundversorgung mit Linienbussen kostet die Aufgabenträger mit abnehmender Bevölkerung immer mehr. Dennoch kommt der Sicherstellung einer bedarfsgerechten und nachhaltigen Mobilität für alle Bevölkerungsgruppen eine Schlüsselrolle zu. Wie also können Mobilitätsangebote aussehen, um die Zukunftsfähigkeit ländlicher Regionen zu erhalten?

Die Landesregierung setzt nachhaltige Impulse

Foto: © Kara – stock.adobe.com

Wo die Wege häufig weiter und der öffentliche Verkehr weniger ausgebaut ist, sind Bereitstellung und Organisation passgenauer und ausreichender Mobilitätsangebote für alle Bevölkerungsgruppen stets mit Leistungen der Daseinsvorsorge zusammenzudenken. Die ÖPNV-Offensive des Verkehrsministeriums Baden-Württemberg unterstützt bereits erste Projekte. Mit einer Kombination aus Linien- und Bedarfsverkehr wird ein landesweites Grundangebot mit einem Stundentakt von frühmorgens bis spätabends weiter umgesetzt. Dabei kommen auch bedarfsorientierte Mobilitätsformen wie Rufbusse und Sammeltaxis zum Einsatz. Hierfür muss die Mobilität gerade in schwach besiedelten Orten neu gedacht und eine stärkere Vernetzung unterschiedlicher Verkehrsträger gefördert werden.

Das hat die Landesregierung Baden-Württemberg in ihrem Koalitionsvertrag festgehalten. Um den Umstieg vom Auto auf den ÖPNV zu schaffen, soll eine Mobilitätsgarantie durch eine Taktverdichtung im Ballungsraum im 15-Minuten-Takt sowie in Ländlichen Räumen im 30-Minuten-Takt in Zusammenarbeit mit den kommunalen Akteuren umgesetzt werden. Außerdem sollen landesweit attraktive Tarifangebote eingeführt werden. Ein wichtiger Schritt ist bereits mit dem BW-Tarif getan. Ein weiterer Meilenstein wird im Herbst dieses Jahres mit der Einführung des 365-Euro-Jahrestickets für Schüler, Auszubildende und Studierende erreicht. Zudem sollen mit Hilfe der Digitalisierung nicht nur E-Tickets schneller und einfacher abrufbar sein, sie sollen darüber hinaus den Fahrgästen eine intelligente und intermodale Fahrplanauskunft ermöglichen. Die elektronische Fahrplanauskunft soll dabei alle Verkehrsträger abbilden und diese mit alternativen Verkehrsmitteln wie beispielsweise Carsharing verknüpfen. Um die Maßnahmen umzusetzen, benötigen kommunale Akteure jedoch mehr finanzielle Mittel. Das Land Baden-Württemberg stellt im Rahmen des Landesgemeindeverkehrsfinanzierungsgesetzes (LGVFG) Zuwendungen für die Finanzierung nachhaltiger und klimafreundlicher Mobilität bereit.

Weitere Finanzierungsinstrumente wie der Mobilitätspass sollen Kommunen zudem zukünftig helfen, zusätzliche Einnahmen zu erzielen. Mit der Parkgebührenverordnung erhalten Kommunen außerdem einen größeren Handlungsspielraum bei der Erhebung der Gebühren.

Mobilität braucht Vernetzung

Um diese großen Aufgaben bewältigen zu können, hat das Verkehrsministerium Baden-Württemberg das Zukunftsnetzwerk ÖPNV ins Leben gerufen. Den Akteuren im öffentlichen Nahverkehr wird damit ein Forum für den praxisrelevanten Informations- und Wissensaustausch gegeben. Besonders die Vernetzung steht hierbei im Vordergrund. In der Branche gibt es viele gute Ideen und Initiativen, die aber oft Einzellösungen bleiben. Das Zukunftsnetzwerk will dabei helfen, über räumliche Grenzen und das bisherige Verständnis von ÖPNV hinauszublicken, um voneinander zu lernen.

Mit dem ÖPNV-Report hat Baden-Württemberg eine umfassende und vergleichende Analyse zur Angebotsqualität veröffentlicht. In Vor-Ort-Terminen wurden die daraus abgeleiteten Handlungsbedarfe diskutiert. Ein Ergebnis ist, dass das ÖPNV-Netz in Baden-Württemberg bereits gut ausgebaut ist. Nun gilt es, die Mobilitätsangebote auszuweiten und eine höhere Taktung zu erreichen. Die sich aktuell in der Erstellung befindende ÖPNV-Strategie 2030 baut auf diesen Erkenntnissen auf und definiert in zehn Handlungsfeldern über 130 Einzelmaßnahmen, um den ÖPNV zu stärken und mehr Fahrgäste zu gewinnen.

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Autorin: Magdalena Kreinberger, Nahverkehrsgesellschaft Baden-Württemberg mbH (NVBW)

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