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Freiwilliges Engagement für Geflüchtete bleibt wichtig

Allgemein, Forschung, Innenpolitik, Integration

Von den rund 1,5 Millionen Geflüchteten, die seit 2015 in Deutschland sind, hat laut dem Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) jeder Vierte mittlerweile Arbeit gefunden. Jeder Fünfte von ihnen ist sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Aber viele hunderttausend Menschen beziehen Grundsicherung („Hartz IV“). Die IAB-Wissenschaftler gehen davon aus, dass es fünfzehn Jahre dauert, bis Flüchtlinge als Gruppe bei der Arbeitsmarktintegration das Niveau anderer Einwanderer erlangen. Damit steht Deutschland am Anfang einer andauernden Phase der Integration.

Wie kann vor diesem Hintergrund eine realistische Perspektive für die Integration Geflüchteter in den Arbeitsmarkt aussehen? Anhand von fünf lokalen Beispielen in den Regionen Hamburg, Potsdam, Dresden, Augsburg und im Schwalm-Eder-Kreis ermittelt eine neue qualitative Studie der Bertelsmann Stiftung  („Ausbildung und Arbeit für Flüchtlinge? – Ohne die Freiwilligen können Sie das vergessen! Über bürgerschaftliches Engagement zur Unterstützung der Arbeitsmarktintegration“) einen Ansatzpunkt: Freiwilliges Engagement ist ein erfolgversprechendes Instrument zur Arbeitsmarktintegration von Flüchtlingen.

Die freiwilligen Helfer begleiten die Geflüchteten oft zur Agentur für Arbeit und zu den Jobcentern. Sie helfen bei der Anerkennung von Bildungs- und Berufsabschlüssen, beim Erstellen von Lebensläufen und Bewerbungsunterlagen. Außerdem begleiten sie die Bewerber zu Vorstellungsterminen, helfen bei der beruflichen Orientierung und der Motivation, beständig bei der Sache zu bleiben. Freiwillige Helfer sind vor Ort für diese Prozesse oft unersetzlich.

Gerd Placke, Experte für freiwilliges Engagement bei der Bertelsmann Stiftung, ist davon überzeugt, dass mehr Menschen in Arbeit gebracht werden könnten, wenn  Deutschland as Engagement der freiwilligen Flüchtlingshelfer besser nutzen würde.

Die Leistungen freiwillig Engagierter bei der Unterstützung der Arbeitsmarktintegration Geflüchteter werden laut Studie von manchen Seiten unterschätzt. Arbeitsverwaltungen und Arbeitsmarktforschung nehmen sie bisweilen nur am Rande zur Kenntnis oder bewerten sie zum Teil als weniger hilfreich. Die beraterischen und sozialpädagogischen Leistungen des bestehenden Systems können ihre Zeit- und emotionalen Investitionen aber nicht gewährleisten.

Notwendig wäre die Entwicklung von Regeln und Routinen in den Arbeitsprozessen aller Akteure, um wertvolle Integrationspotenziale zu heben. Ein solches Netzwerk-Management würde für die Tätigkeit der freiwillig Engagierten Raum schaffen. Auf der Basis eines „Gemeinsamen Wirkens“ lassen sich Integrationsprozesse entwickeln, durch die die jeweiligen Leistungen der Partner effektiver, schneller und nachhaltiger werden.

Hintergrundinformation
Für die qualitative Studie „Ausbildung und Arbeit für Flüchtlinge? – Ohne die Freiwilligen können Sie das vergessen! Über bürgerschaftliches Engagement zur Unterstützung der Arbeitsmarktintegration“ wurden in den Städten Potsdam, Dresden, Augsburg, Hamburg und im Landkreis: Schwalm-Eder-Kreis (Hessen) ca. 90 standardisierte Tiefeninterviews der Anakonde GbR mit mehr als 130 Mitarbeitern der Jobcenter, der Arbeitsagenturen, Mitarbeitern bei Freiwilligen-Agenturen, Flüchtlings-Koordinatoren und anderen kommunalen Vertretern sowie freiwillig Engagierten geführt.

Aktuelle Zahlen des IAB zur Arbeitsmarktintegration von Geflüchteten finden Sie hier.

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