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Gutachten zur Transformation der Städte

Allgemein, Strukturpolitik, Umwelt

Im Vorfeld des UN-Weltsiedlungsgipfels Habitat III, der vom 17. bis zum 20. Oktober in Ecuador stattfindet, weist der „Wissenschaftliche Beirat der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen“ (WBGU) auf die großen Herausforderungen der zunehmenden Urbanisierung hin. In einem aktuellen Gutachten betont der WBGU, dass sich in den nächsten Dekaden der Urbanisierung ein kurzes Gelegenheitsfenster öffne, „um die Weichen in Richtung Nachhaltigkeit zu stellen“.

Der WBGU stellt in seinem Gutachten eine Strategie der Transformation zur nachhaltigen und „am Menschen orientierten Gestaltung“ der Urbanisierung vor. Städten komme eine Schlüsselrolle zu, denn „der Umzug der Menschheit könnte der wirkungsmächtigste Prozess sozialen Wandels im 21. Jahrhunderts werden“. Bis 2050 könnten etwa zwei Drittel der Weltbevölkerung, etwa 6,5 Milliarden Menschen, in Städten wohnen. Heute seien es vier Milliarden Menschen. Es brauche laut WBGU für die nachhaltige Stadtentwicklung daher einen Paradigmenwechsel weg von Pfadabhängigkeiten und schrittweise erfolgenden Ansätzen „hin zu transformativen Änderungen mit strategischem, langfristigen Blick auf die natürlichen Lebensgrundlagen der Menschheit und die Schaffung von Urbanität, die menschliche Lebensqualität dauerhaft befördert“.

Vor besonderen Herausforderungen stehen laut WBGU Schwellen- und Entwicklungsländer. Dort würden „staatliche und gesellschaftliche Belastungsgrenzen schneller erreicht“. Gleichzeitig werde der „große Urbanisierungsschub und der Aufbau neuer Siedlungen für 2,5 Milliarden Menschen bis 2050“ vor allem in ebensolchen Ländern in Afrika und Asien stattfinden. Nach Angaben des WBGU könnten so rund zwei Milliarden Menschen in informellen Stadtgebieten oder Slums unter prekären Lebensbedingungen landen. Die Entstehung solcher Siedlungen müsse daher vermieden werden.

Der Wissenschaftliche Beirat hat für die „Transformation zur Nachhaltigkeit“ einen sogenannten „normativen Kompass“ entwickelt. Man könne bei der nachhaltigen Stadtentwicklung keiner „Blaupause“ folgen. Des Weiteren plädiert der WBGU für „eine stärkere Berücksichtigung polyzentrische Ansätze urbaner Entwicklung“.

In dem Gutachten werden zudem fünf transformative, miteinander verknüpfte Handlungsfelder identifiziert:

  1. Dekarbonisierung, Energie und Klimaschutz,
  2. Mobilität und Verkehr,
  3. baulich-räumliche Gestalt von Städten,
  4. Anpassung an den Klimawandel sowie
  5. Armutsbekämpfung und sozioökonomische Disparitäten.

In puncto Klimaschutz müssten beispielsweise bis 2070 fossile CO2-Emissionsquellen ersetzt werden, schreibt der WBGU. Ebenso müsse eine „Abkehr von einem Großteil der gängigen Infrastrukturmuster“ erfolgen, um die Temperaturerhöhung auf deutlich weniger als zwei Grad Celsius zu reduzieren.