Zwar befürworten immer mehr Deutsche grundsätzlich die Förderung erneuerbarer Energien, aber die Bereitschaft für grünen Strom mehr zu zahlen, sinkt. Darauf weisen die Ergebnisse einer empirischen Studie des Rheinisch-Westfälisches Institutes für Wirtschaftsforschung e.V. (RWI) hin, die vom Bundesministerium für Bildung und Forschung im Rahmen des Förderschwerpunkts „Ökonomie des Klimawandels“ gefördert wurde.
88 Prozent der deutschen Bevölkerung sahen es im Jahr 2015 grundsätzlich als richtig an, erneuerbare Energien zu fördern. Im Jahr 2013 waren es mit 84,4 Prozent noch knapp 4 Prozentpunkte weniger. Zu diesem Ergebnis kommt eine empirische Studie des Rheinisch-Westfälischen Instituts für Wirtschaftsforschung (RWI), die auf zwei sehr umfangreichen Befragungen von jeweils mehr als 6 000 Haushalten in den Jahren 2013 und 2015 beruht.
„Die Studie zeigt aber auch, dass die Zahlungsbereitschaft für grünen Strom in den vergangenen Jahren deutlich gesunken ist“, so Prof. Dr. Manuel Frondel, Leiter des Forschungsprojekts am RWI. „Mit 58,2 Prozent haben knapp drei Fünftel jener Haushaltsvorstände, die in beiden Jahren die Frage nach ihrer Zahlungsbereitschaft für 100 Prozent grünen Strom beantworteten, ihre Zahlungsbereitschaft gegenüber dem Jahr 2013 gesenkt. Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass die Akzeptanz für die Energiewende mit der voraussichtlich weiter steigenden EEG-Umlage künftig schwinden könnte.“
In den Jahren 2009 bis 2016 hat sich die von den Stromverbrauchern zu zahlende EEG-Umlage von rund 1,3 Cent auf 6,35 Cent je Kilowattstunde nahezu verfünffacht. Etwa die Hälfte dieses Anstiegs geht laut RWI-Berechnungen auf den starken Ausbau der Photovoltaik-Kapazitäten in diesem Zeitraum zurück. Sie erhöhten sich von 6 Gigawatt Ende 2008 auf 39,7 Gigawatt Ende 2015.
Im Rahmen der Befragung wurde im Jahr 2015 zudem ermittelt, wie groß die Zahlungsbereitschaft ist, um bis zum Jahr 2020 einen Anteil von 35 Prozent grünen Stroms am Bruttostromverbrauch zu erreichen. Die Befragten einer ersten, zufällig ausgewählten Gruppe konnten einen selbstgewählten Betrag zwischen 0 und 9 999 Cent pro Kilowattstunde angeben. Sie waren im Mittel bereit, 4,3 Cent pro Kilowattstunde mehr zu bezahlen. Der Medianwert, der die Stichprobe in zwei gleich große Hälften teilt, lag mit 2 Cent pro Kilowattstunde jedoch deutlich darunter.
Die Befragten einer zweiten, ebenso zufällig ausgewählten Gruppe bekamen zufällig einen von drei Erhöhungsbeträgen der EEG-Umlage genannt, den sie mit „Ja“ akzeptieren oder mit „Nein“ ablehnen konnten. 50,8 Prozent waren bereit, 1 Cent pro Kilowattstunde mehr zu bezahlen. 2 Cent pro Kilowattstunde befürworteten 42,5 Prozent, eine Erhöhung um 4 Cent pro Kilowattstunde akzeptierten noch 31,3 Prozent der befragten Haushaltsvorstände. „Dies deutet darauf hin, dass die Mehrheit der Haushalte künftige Erhöhungen der EEG-Umlage um 2 oder mehr Cent wohl nicht mehr mittragen würde“, so Manuel Frondel.
Befragung und Auswertung sind Teil des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung im Rahmen des Förderschwerpunkts „Ökonomie des Klimawandels“ geförderten Projekts „Evaluating Climate Mitigation and Adaptation Policies“