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Internationale Arbeitskräfte einstellen – Chancen und Fallstricke

Allgemein, Arbeitsmarkt, Innenpolitik, Integration

Immer mehr Firmen in Deutschland befürchten, dass sie in naher Zukunft Probleme haben werden, frei werdende Stellen neu zu besetzen. Allein zwischen 2006 und 2012 verdoppelte sich ihr Anteil annähernd von 34 auf 64 Prozent. Zuwanderung kann hier Abhilfe schaffen. Doch die allermeisten Zuwanderer kommen nicht aus wirtschaftlichen Gründen nach Deutschland. Dies bedeutet jedoch nicht, dass das deutsche Zuwanderungsrecht an den Bedarfen der Wirtschaft vorbeigeht.

So eine der wichtigen Aussagen des soeben vom Berlin-Institut veröffentlichten Gutachtens „Internationale Arbeitskräfte einstellen – Der rechtliche Rahmen und die Spielräume der Arbeitgeber“.
„Denn einerseits stehen auch diese Menschen dem Arbeitsmarkt mehrheitlich zur Verfügung und andererseits hat es gerade bei der Zuwanderung in den Arbeitsmarkt in den letzten Jahren große Fortschritte gegeben,“ erklärt Stephan Sievert, Hauptautor des Gutachtens.

Als Beispiele nennt er die Blaue Karte EU, die Hochqualifizierten den Weg nach Deutschland ebnet, und die Positivliste der Bundesagentur für Arbeit, die auf Menschen mit einer Berufsausbildung abzielt. Als Gruppen, die nicht aus Erwerbsgründen nach Deutschland kommen, aber dennoch ein Potenzial für den Arbeitsmarkt stellen, identifiziert das Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung die große Gruppe der Asylbewerber, Familienangehörige von Drittstaatlern sowie internationale Studenten. Dass Unternehmen gar nicht weit ins Ausland blicken müssen, um internationale Arbeitskräfte zu rekrutieren, ist eine Hauptaussage des Gutachtens.

Eine Hürde sehen die Autoren vor dem Hintergrund der aktuellen Flüchtlingskrise allerdings darin, dass Arbeitgeber und Flüchtlinge in der Praxis nur schwer zusammenfinden. Sie fordern deshalb mehr Schnittstellen für Integration. Als positive Beispiele nennen sie „Arrivo Berlin“ sowie „W.I.R. – Work and Integration for Refugees“, die auf unterschiedliche Art und Weise versuchen, Flüchtlingen den Berufseinstieg zu vereinfachen. „Selbst wenn Firmen und Flüchtlinge erfolgreich zueinander gefunden haben, hören die Schwierigkeiten nicht auf“, warnt Reiner Klingholz, Direktor des Berlin-Instituts. Gerade falsche Erwartungen, Sprachbarrieren und kulturelle Unterschiede könnten bestehende Arbeitsverhältnisse gefährden. Firmen sollten daher in ihrem eigenen Interesse die Integration in den Betrieb aktiv fördern. Sie könnten ihre neuen Angestellten beispielsweise bei der Anerkennung der Abschlüsse, dem Spracherwerb oder auch bei der Wohnraumsuche unterstützen. Dies gelinge am besten, wenn auch die einheimischen Mitarbeiter für ihre neuen ausländischen Kollegen sensibilisiert würden und ihnen praktische Hilfestellungen gäben – etwa als Mentoren, so Klingholz.

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