Migranten, die in Deutschland mit vielen Menschen ihrer ethnischen Gruppe zusammenleben, sind schlechter in den Arbeitsmarkt integriert. Zwar hat das Leben unter Menschen aus dem gleichen Herkunftsland bei der Ankunft in einem neuen Land viele Vorteile, langfristig führt es offenbar jedoch zu Nachteilen auf dem Arbeitsmarkt. Dieses Wissen sollte zukünftig auch bei der Gestaltung der Integrationspolitik berücksichtigt werden, empfehlen die Autoren einer jetzt veröffentlichten Studie.
Leben Zuwanderer mit ähnlichem kulturellem Hintergrund in Wohnvierteln zusammen, sind sie weniger erfolgreich auf dem Arbeitsmarkt. Sie verdienen weniger und sind mit niedrigerer Wahrscheinlichkeit beschäftigt als Zuwanderer, die nicht in solchen „ethnischen Clustern“ leben. Leben Zuwanderer unterschiedlichen kulturellen Hintergrunds zusammen, sind hingegen keine Auswirkungen zu beobachten. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Studie des Rheinisch-Westfälischen Instituts für Wirtschaftsforschung (RWI) auf Basis von Daten des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP).
Wie die Untersuchung zeigt, wirkt sich in Deutschland die Ethnienzusammensetzung eines Wohnumfelds unmittelbar auf die Löhne aus. Je höher dort der Anteil von Immigranten mit der gleichen ethnischen Herkunft ist, desto niedriger ist der Bruttolohn des Einzelnen. Mit jedem zusätzlichen Prozentpunkt des Anteils der entsprechenden Ethnie nimmt er um fast 3 Prozent ab. Dies entspricht durchschnittlich mehr als 60 Euro monatlich. Dabei gibt es nur geringe Unterschiede zwischen den verschiedenen ethnischen Gruppen.
Auch auf die Beschäftigungswahrscheinlichkeit wirkt sich das Leben in einer Enklave negativ aus. Durchschnittlich sinkt diese um 5 Prozentpunkte, wenn der Anteil der eigenen ethnischen Gruppe in der Nachbarschaft um einen Prozentpunkt höher ist. Eine Ausnahme scheinen Einwanderer aus Westeuropa zu sein, sie profitieren offenbar vom Zusammenleben mit Menschen gleicher Herkunft.
Für die Untersuchung wurden Daten des Sozio-oekonomischen Panels aus den Jahren 2007 bis 2012 verwendet. Sie wurden mit kleinräumigeren Daten kombiniert, so dass die Effekte auf Ebene der Postleitzahl-Bezirke untersucht werden konnten. Für die Studie wurden Daten von knapp 2 400 Personen ausgewertet, es handelte sich dabei hauptsächlich um Einwanderer der ersten Generation, die im Durchschnitt bereits fast 25 Jahre in Deutschland lebten. Den höchsten Anteil an der Stichprobe hatten Migranten aus der Türkei, dem Balkan und Osteuropa; die kleinsten Gruppen stammten aus Griechenland, dem Mittleren Osten und Asien.
Die Studie gibt Hinweise darauf, dass das Leben in Enklaven ein Grund dafür sein könnte, dass Einwanderer selbst bei gleichem Bildungshintergrund durchschnittlich weniger verdienen als Deutsche ohne Migrationshintergrund.