Urbane Gemeinschaftsgärten sind nicht neu, aber sie erfreuen sich einer wachsenden Beliebtheit. Sie nutzen städtische Freiräume, bringen Menschen verschiedenster Herkunft zusammen und bereichern das Mikroklima im Quartier. Schon längst ist aus der Mitte der 90er Jahre entstandenen Bewegung ein Modell für Stadtökologie und Partizipation geworden.
Integration leben
Einwanderer fühlen sich hierzulande vielfältig benachteiligt. Häufig sehen sie sich täglichen Diskriminierungen ausgesetzt. Ein Interkultureller Garten zeigt Auswege aus dem „Ghetto des Andersseins“ auf. Viele Einwanderer bringen Erfahrungen in Gartenwirtschaft und Handwerk mit, ebenso wie soziale Kompetenzen. Der Austausch vervielfältigt das vorhandene Wissen. Gärten sind zudem ein wirksames Mittel gegen Mangel. Sie ermöglichen Überfluss, sie regen zum Schenken und Tauschen an. Ganz nebenbei entsteht der Boden für eine produktive Beziehung zu sich selbst und zu anderen.
Sie nenne sich Kiezgärten, Nachbarschaftsgärten, Selbsternteprojekte, Stadtteilgärten, Guerilla Gardening-Aktion usw. Vielen neuen Gartenformen gemeinsam ist, dass der städtische Gemüsegarten als Medium und Plattform für Themen wie Stadtökologie und Stadtplanung, Ernährung, Nachbarschaftsgestaltung, lokalen Wissenstransfer oder transkulturellen Austausch fungiert. Eine Übersichtskarte dieser Gärten finden Sie hier.
Freiraumplanung und Gemeinschaftsgärten
Im Juni trafen sich Stadtverwaltungsmitarbeiter, Studierende und Stadtgärtner aus ganz Europa in München, um über eine gemeinwohlorientierte Nutzung und Gestaltung des öffentlichen Raums zu diskutieren. Die Veranstalterinnen Stiftungsgemeinschaft anstiftung & ertomis, TU München und Eine andere Welt ist pflanzbar thematisierten die Bedeutung der kommunalen Daseinsvorsorge für eine zukunftsfähige Kommunalpolitik und fokussierten auf neue Kooperationen zwischen öffentlicher Hand und Aktivisten im öffentlichen Raum.
Dass dieses Thema immer interessanter wird, zeigen Beispiele aus Berlin und Wuppertal.
Auf dem Tempelhofer Feld in Berlin werden auf knapp 5000 Quadratmetern Hochbeete von Bürgern bewirtschaftet. Mittlerweile sind es über 300 geworden. Es handelt sich um einen Gemeinschaftsgarten, der von der Gruppe „Allmender Kontor“ organisiert wird. Das Projekt läuft seit 2010 und mittlerweile muss man lange warten, wenn man ein freies Plätzchen im Gemeinschaftsgarten bewirtschaften will. Gartengeräte, Wasser und selbst die jährlich zu zahlende Pacht von 5000 Euro teilen sich die Gemeinschaftsgärtner.
In Wuppertal bevölkern Gemeinschaftsgärtner ein ganzes Freibad. Das Freibad Mirke wird saniert und gleichzeitig entstehen auf dem Gelände Gemeinschaftsgärten. Der Förderverein „Pro Mirke“ hat alle Bürger eingeladen mitzumachen. Alles wird in Kisten und Kästen angelegt und gepflanzt, damit man 2016, wenn das Freibad umgebaut ist, mit dem Gemeinschaftsgarten einfach umziehen kann.
Bild:onnola@flickr.com(CC BY-SA 2.0)