Nach einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Forsa wollen 79 Prozent der Deutschen die Förderung von unkonventionellen Erdgasvorkommen mittels Fracking-Technologie nur unter strengen Umweltauflagen zulassen. Experten warnen, dass Risiken und Folgeschäden dieser Methode noch nicht bekannt sind.
Die Forsa-Umfrage wurde vom Verband kommunaler Unternehmen (VKU) in Auftrag gegeben. Das deutliche Umfrageergebnis bei der Bevölkerung zeigt, dass die Bürgerinnen und Bürger dieser Technologie nicht trauen. VKU-Vizepräsident Michael Beckereit sagte dazu: „Wir appellieren an den Gesetzgeber, das klare Votum der Öffentlichkeit ernst zu nehmen und den rechtlichen Rahmen schnellstens anzupassen.“
Experten bemängeln an der Fracking-Technologie, dass viele Risiken noch gar nicht bekannt seien und raten bis zur Klärung Umweltverträglichkeitsprüfungen für Fracking-Vorhaben vorzuschreiben. Laut dem Mikrobiologen und Direktor des Instituts für Biologische Sicherheitsforschung in Halle, Alexander Kekulé, würde sich das Verfahren dann für das wenige Schiefergas in Deutschland gar nicht erst lohnen.
Der VKU Vizepräsident fordert ebenfalls eine Umweltverträglichkeitsprüfung als Vorschrift für alle Fracking-Vorhaben. Zusätzlich postuliert er ein generelles Bohrverbot für wassersensible Gebiete, insbesondere ausgewiesene Schutzgebiete wie Heilquellen- und Wasserschutzgebiete sowie Nationalparks und Naturschutzgebiete. Unbekannte Risiken schlummern auch in den stark mit Chemikalien versetzten Flüssigkeiten, die in die Erde gepumpt werden (Frack-Fluide). Diese Flüssigkeiten müssen gelagert, Transportiert und entsorgt werden. Sie müssen laut VKU darum ebenfalls in einer Umweltverträglichkeitsanalyse berücksichtigt werden.
Die Unsicherheit in der Bevölkerung im Bezug auf Fracking ist groß, da viele Risiken schlicht noch nicht bekannt sind. Jüngst lehnte sich der Landkreis Harburg gegen neue Fracking-Vorhaben in der Region Clausthal-Zellerfeld auf. Eine zuvor vom Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG) erteilte Genehmigung soll durch eine parteiübergreifende Resolution des dortigen Kreisbauausschusses angefochten werden. Man prüfe die Möglichkeit zur Klage.
Hintergrund Fracking:
Beim Fracking wird ein Gemisch aus Wasser, Chemikalien und Stützstoffen unter hohem Druck in das Gestein gepresst. Dadurch werden millimetergroße Risse erzeugt, die sich in der gasführenden Schicht horizontal in der gasführenden Schicht ausbreiten, was das Gestein durchlässiger macht. Schiefergas wird so freigesetzt und kann an die Oberfläche geleitet werden. Die Bohrung durchstößt auf ihrem Weg ins Gestein allerdings auch Grundwasserhorizonte. Um dessen Verunreinigung zu vermeiden, ummantelt man die Förderrohre mit Zement. Kritiker bezweifeln aber, dass es eine Garantie für die dauerhafte Abdichtung der Bohrung gibt. Zudem könnten sich die erzeugten Risse ungewollt weiter ausbreiten und eventuell mit natürlichen Gesteinsrissen verbinden, wodurch das Gas bis in das Grundwasser aufsteigen könnte.
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