Offiziell wird der neue Bildungsbericht erst am Freitag vorgestellt, aber die Nachrichtenagenturen pfeifen es schon heute wie die Spatzen von den Dächern: Die Autoren befürchten, dass das Betreuungsgeld den notwendigen Ausbau der Kinderbetreuung verhindert.
Die Finanzierung des noch ausstehenden U3-Ausbaus und der notwendigen qualitativen Verbesserungen stelle alle Beteiligten vor erhebliche Herausforderungen. Es bestehe die Gefahr, dass durch zusätzliche Leistungen wie dem Betreuungsgeld keines der angestrebten Ziele zufriedenstellend realisiert werden könne.
Die Wissenschaftler verweisen in ihrer Analyse auf verschiedene Untersuchungen, die den Nutzen frühkindlicher Bildung in Betreuungseinrichtungen eindeutig belegten. So verfügten Kinder, die vor ihrer Einschulung mindestens drei Jahre eine Kita besuchten, in der vierten Grundschulklasse beim Lesen und beim Textverständnis in der Regel über einen Lernvorsprung von gut einem Schuljahr. Solche erheblichen Lernvorsprünge fänden sich auch bei Kindern aus problematischen Elternhäusern oder aus Migranten-Familien.
„Die Leseorientierung in der Familie wird durch den Bildungsstand der Eltern geprägt“, heißt es in der Analyse. Kinder, die aber diese Unterstützung nicht erhielten und gleichzeitig auch keine Kita besuchten, seien bei der Bildung doppelt benachteiligt. Laut Bericht werden in Deutschland etwa ein Viertel der 3- bis unter 7-Jährigen als „sprachförderbedürftig“ eingestuft. Dies gilt insbesondere für Kinder mit nicht-deutscher Familiensprache und Kinder aus bildungsfernen Elternhäusern.
Der Bildungsbericht wurde von einer unabhängigen Wissenschaftlergruppe unter Leitung des Deutschen Instituts für Internationale Pädagogische Forschung (DIPF) erarbeitet. Die Forscher mahnen darin, dass Bund, Länder und Kommunen ihre Ausbaubemühungen bei der Betreuung für unter Dreijährige im Vergleich zu den Vorjahren nochmals massiv steigern müssen, um ein bedarfsdeckendes Angebot zu schaffen.