Kopo

Ausbildungswege und Beschäftigung von Geflüchteten

Arbeitsmarkt, Forschung

Die Zahl ausländischer Auszubildender aus den Ländern Afghanistan, Eritrea, Irak, Iran, Nigeria, Pakistan, Somalia und Syrien ist stark gestiegen. 2017 lag die Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge von Menschen aus diesen Ländern bereits bei mehr als 15.000 (2016: rund 6.000; 2008: rund 1.000). Dies zeigen Ergebnisse einer Sonderauswertung des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) auf der Basis der Berufsbildungsstatistik des Bundes und der Länder.

Die Berufsbildungsstatistik erfasst die duale Berufsausbildung nach Berufsbildungsgesetz beziehungsweise Handwerksordnung. Hierbei wird zwar kein Migrations- oder Fluchthintergrund erhoben, allerdings kann man davon ausgehen, dass unter den ausländischen Auszubildenden mit einer Staatsangehörigkeit der genannten Länder zu einem großen Teil auch in den letzten Jahren zugewanderte Geflüchtete sind.

Ausländische Auszubildende mit einer Staatsangehörigkeit eines Asylherkunftslandes mündeten im Jahr 2017 überproportional (50 %) in den Zuständigkeitsbereich des Handwerks ein. Dabei konnte das Handwerk deutliche Zuwächse verzeichnen, denn im Jahr 2008 waren es lediglich etwa 27 %.

Für BIBB-Präsident Friedrich Hubert Esser belegen die Ergebnisse, dass das Handwerk in besonderer Weise von dieser Personengruppe profitiert. „Es wird mehr als deutlich, welche enorme Leistung das Handwerk in Bezug auf seine gesellschaftliche Verantwortung und Integrationsfunktion übernimmt.“

Die Daten zeigen ferner, dass die weit überwiegende Mehrheit (90 % der Neuabschlüsse) der Auszubildenden mit einer Staatsangehörigkeit eines Asylherkunftslandes männlich ist. Bei ausländischen Auszubildenden insgesamt liegt dieser Wert bei etwa 68 %, bei deutschen Auszubildenden sind es rund 62 %.

Die Sonderauswertung des BIBB  zeigt auch, dass der Anteil der Ausländerinnen und Ausländer insgesamt, die eine duale Ausbildung beginnen, immer noch weit unterhalb des Anteils der Jugendlichen mit deutschem Pass liegt. „Trotz aller Anstrengungen und erzielten Erfolge“, so BIBB-Präsident Esser, „bleibt es daher nach wie vor eine große Herausforderung für Wirtschaft und Gesellschaft, ausländische Jugendliche erfolgreich in den deutschen Ausbildungs- und Arbeitsmarkt zu integrieren und ihre Potenziale zu nutzen.“

BAföG für hochqualifizierte Zugewanderte modifizieren 

Eine aktuelle Studie des Instituts Arbeit und Qualifikation (IAQ) der Universität Duisburg-Essen (UDE) beschäftigt sich mit den Jobchancen von hochqualifizierten Zugewanderten.  Oft arbeiten sie in Einfach-Jobs oder sind auf Arbeitslosengeld oder andere Sozialleistungen angewiesen. Dabei haben fast 40 Prozent der neu Zugewanderten im Alter von 25 bis 64 Jahren  einen akademischen Abschluss. Die Qualifizierungs-Programme verbessern zwar ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt, aber es gibt strukturelle Defizite, stellen die Autoren der Studie fest. Besonders gravierend ist für viele die Frage, wie während der Bildungsmaßnahme der Lebensunterhalt finanziert werden kann.

Wer sich an einer Hochschule einschreibt, hat in der Regel keinen Anspruch auf Grundsicherung, und BAföG gibt es nur sehr eingeschränkt. Den Zugang in eine notwendige hochschulische Nach- und Anpassungsqualifizierung versperre vor allem der Grundsatz, dass längstens bis zum Erwerb eines Hochschulabschlusses gefördert wird. Und ein bereits vorhandener Abschluss schließe zudem eine Förderung aus, obwohl die zugewanderten Akademiker noch nie BAföG in Deutschland beansprucht hätten, kritisieren die IAQ-Forscher. Priorität sollte deshalb eine Reform des BAföG haben, die den Lebens- und Bildungswegen von Zugewanderten besser Rechnung trägt. Auch die Zugangskriterien für Stipendienprogramme sollten überprüft und bewusst für die Zielgruppe geöffnet werden, schlägt das IAQ-Team vor.

http://www.fgw-nrw.de/fileadmin/user_upload/FGW-Studie-VSP-12-Klammer-2018_10_06-komplett-web.pdf