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Wie ticken die Europäer: Klimaschutz: Ja, bitte – steigende Lebenshaltungskosten: Nein, danke

Allgemein, Europa, Klimaschutz

Die neue Europäische Kommission wird am 1. Dezember offiziell ihr Amt antreten. Kommissionspräsidentin Dr. Ursula von der Leyen hat erste Prioritäten definiert, doch was erwarten die Europäer von der EU? Dazu hat die Bertelsmann Stiftung  EU-weit Bürgerinnen und Bürger befragt.

Ginge es nach den Europäern, müsste sich Brüssel vor allem um Umweltschutz sowie wirtschafts- und sozialpolitische Maßnahmen kümmern. Befragt nach den Themen, die ihnen zurzeit besonders wichtig sind, rangiert der Umweltschutz mit 40 Prozent ganz oben auf dem Aufgabenzettel der Europäer. Gleichzeitig sagt rund die Hälfte der Befragten (51 Prozent), dass ihnen persönlich steigende Lebenshaltungskosten aktuell die größten Sorgen bereiten. Das sind die Ergebnisse der neuen Ausgabe der „eupinions“, mit denen die Bertelsmann Stiftung regelmäßig EU-weit Bürger zu aktuellen Themen befragt. Die Umfrage ist repräsentativ für die EU und sechs der größten Mitgliedsstaaten, darunter auch Deutschland. Über 12.000 Personen wurden insgesamt befragt.

Mit 40 Prozent ist der Umweltschutz das mit Abstand wichtigste Thema für die Europäer, gefolgt von „Arbeitsplätzen“ (34 Prozent) und „Sozialer Sicherheit“ (23 Prozent). Zwischen den größten EU-Staaten gibt es jedoch einige Unterschiede auf ihren Prioritätenlisten: So ist der Umweltschutz jeweils in Deutschland (49 Prozent), Frankreich (39 Prozent) und den Niederlanden (35 Prozent) das wichtigste Thema. Vielen Italienern hingegen ist die Sicherheit ihrer Arbeitsplätze wichtiger (60 Prozent). Auch in Spanien (40 Prozent) und Polen (36 Prozent) ist den Menschen der Schutz ihrer Arbeitsplätze deutlich wichtiger als Umweltschutz.

Ein Blick auf die Altersverteilung zeigt, dass der Umweltschutz vor allen bei den jungen Europäern hoch im Kurs steht. Am stärksten ist das Thema bei den 16-25-Jährigen ausgeprägt (47 Prozent). Ein weiteres Problem für die junge Generation: Einsamkeit. Die Sorge vor Einsamkeit ist bei ihr (bis 25 Jahre) doppelt so stark ausgeprägt, wie bei den älteren Jahrgängen (46- bis 65-Jährige). Mit zunehmendem Alter rückt zudem das Thema „Soziale Sicherheit“ stärker in den Vordergrund. Für ein Drittel (29 Prozent) der Europäer zwischen 56 und 65 Jahren ist dieses Thema wichtig, während es zum Beispiel bei den 16- bis 25-Jährigen nur 14 Prozent sind.

Auf der persönlichen Sorgenliste der Europäer stehen „steigende Lebenshaltungskosten“ (51 Prozent) an erster Stelle. In Polen (62 Prozent) und Frankreich (61 Prozent) sind diese Ängste laut Umfrage am stärksten ausgeprägt, in Deutschland, der größten Wirtschaftsmacht Europas, hingegen am schwächsten (44 Prozent). In Italien ist dagegen die Furcht vor einem Arbeitsplatzverlust (46 Prozent) der größte Sorgentreiber. Beim Blick auf die Altersverteilung fällt auf, dass gerade die jüngeren Europäer sorgenvoll auf ihre Karrierechancen schauen. In den Altersgruppen der bis zu 35-Jährigen sorgen sich jeweils knapp ein Drittel der Europäer über Unsicherheiten am Arbeitsmarkt. Mit zunehmendem Alter nehmen diese Ängste hingegen leicht ab.

Das Stimmungsbild gegenüber der EU ist, wie auch schon in früheren Umfragen der „eupinions“ sichtbar, durchweg positiv. 54 Prozent der Europäer unterstützen eine weitere Vertiefung der EU und 50 Prozent haben ein optimistisches Bild von der Zukunft der EU. Den größten Rückhalt für ein starkes Europa erhält die EU interessanterweise dort, wo die Sorgen um Arbeitsplätze am stärksten ausgeprägt sind. Die Italiener wünschen sich zu 70 Prozent mehr „politische und ökonomische Integration“ in der EU, während 63 Prozent der Polen und 61 Prozent der Spanier Europas Zukunft positiv sehen.

Vergleicht man die Altersgruppen, zeigt sich, dass jüngere Europäer etwas optimistischer sind: Die größte Zustimmung für eine EU-Vertiefung sowie den optimistischsten Ausblick in die EU-Zukunft sehen die Studienautoren bei den 16- bis 25-Jährigen. Ältere Jahrgänge sind immer noch mehrheitlich pro-europäisch, aber etwas weniger optimistisch als die jungen Generationen.

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