Die Sieger des bundesweiten Wettbewerbs „Klimaaktive Kommune 2018“ stehen fest. Zehn Kommunen sind für ihre vorbildlichen Projekte im Klimaschutz und in der Klimafolgenanpassung prämiert worden. Die Preisverleihung war in die 11. Kommunale Klimakonferenz „Klima- und Nachhaltigkeitsziele kommunal verankern“ eingebunden. Bundesumweltministerin Svenja Schulze übergab die Preise zusammen mit Vertretern der kommunalen Spitzenverbände, des Umweltbundesamtes und des Deutschen Instituts für Urbanistik.
Die Ministerin gratulierte den Gewinnerkommunen und betonte die Bedeutung des kommunalen Engagements: „Kommunen und Regionen sind Schrittmacher im Klimaschutz und bei der Anpassung an den Klimawandel. Für einen erfolgreichen Klimaschutz gilt es, global und lokal zugleich zu handeln: In Kattowitz verhandeln wir den globalen Rahmen, vor Ort zeigen Kommunen, wie Klimaschutz in der Praxis funktioniert. Klimaschutz steht hier für Innovation, Lebensqualität und regionale Wertschöpfung.“
Prof. Dr. Carsten Kühl, Geschäftsführer und Leiter des Deutschen Instituts für Urbanistik, eröffnete die Konferenz und verwies auf die vielfältigen kommunalen Antworten zum Schutz des Klimas: „Der diesjährige Sommer hat eindrucksvoll gezeigt, welche Herausforderungen Städte, Gemeinden und Landkreise in Deutschland zukünftig vermehrt meistern müssen, damit es gelingt, den Klimawandel zumindest abzuschwächen. Die Preisträger des Wettbewerbs leisten hierzu mit ihren vorbildlichen Maßnahmen und Strategien einen wertvollen Beitrag.“
Folgende zehn Gewinner erhalten jeweils 25.000 Euro Preisgeld:
Kategorie 1: Ressourcen- und Energieeffizienz in der Kommune
Landeshauptstadt Kiel (Schleswig-Holstein): Green-IT im Rechenzentrum des Abfallwirtschaftsbetriebs
Die Zunahme von IT-Infrastruktur in Unternehmen, Verwaltungen, Institutionen und Schulen verbraucht immer größere Mengen an Energie. Mit „Green-IT“ will die Landeshauptstadt Kiel diesen Trend stoppen oder sogar umkehren und systematisch Energie und damit CO2 sowie Geld einsparen. Mit einem Kooperationsprojekt haben die Stadt und ihr Abfallwirtschaftsbetrieb gezeigt, dass durch die energetische Modernisierung eines Serverraums die vorab prognostizierte Stromeinsparung von 70 Prozent tatsächlich erreicht werden kann. Die 30.000 Euro Investitionskosten haben sich nicht nur gelohnt, sondern amortisiert.
Stadt Freiburg im Breisgau (Baden-Württemberg): Green Industry Park
In Freiburgs größtem und ältestem Gewerbegebiet sind 300 Unternehmen mit rund 15.000 Beschäftigten angesiedelt, rund zehn Prozent der gesamtstädtischen CO2- Emissionen werden hier verursacht. Gemeinsam mit Partnern setzt die Stadt daher seit 2013 auf die Initiative „Green Industry Park“: Durch intensive Vernetzung sollen die ansässigen Unternehmen gemeinsam Klimaschutzmaßnahmen ins Leben rufen. Inzwischen tragen zahlreiche Maßnahmen dazu bei, die Energie im Stadtteil effizient und ressourcenschonend zu nutzen. Aktuell entsteht ein Fernwärmenetz, durch das die Abwärme eines Industriebetriebes zur Beheizung weiterer Betriebsstätten und eines Stadtverwaltungsgebäudes genutzt werden kann.
Verbandsgemeinde Bad Ems (Rheinland-Pfalz): Grubenwasserwärme zur Beheizung des Rathauses
Dank der Nutzung des ganzjährig etwa 25 Grad Celsius warmen Wassers aus einem benachbarten ehemaligen Bergwerkstollen kann das historische Rathaus der Verbandsgemeinde ressourcenschonend beheizt werden. 50 Rohre aus Kupfer und Edelstahl nehmen die Wärme des Wassers auf, die dann über eine Nahwärmeleitung in den Keller des Rathauses geführt wird. Dort bringt eine hocheffiziente Wärmepumpe die Temperatur auf 50 Grad Celsius, und eine neue Heizkreisverteilung sorgt für behagliche Temperaturen im gesamten Gebäude.
Kategorie 2: Klimaanpassung in der Kommune
Stadt Solingen (Nordrhein-Westfalen): Wassersensible Umgestaltung von Stadtquartieren
Um die Risiken durch Überflutungen bei Starkregen zu begrenzen, wirkt Solingen im Rahmen seines „Wasser-Landschafts-Konzepts“ der jahrzehntelangen Verdrängung von Wasser und Grün in der Innenstadt entgegen. Im Rahmen einer integrierten, fachbereichsübergreifenden Planung konnten dazu verschiedene Projekte erfolgreich umgesetzt werden. So wurde unter anderem die Entwässerung mehrerer Siedlungsbereiche von der Kanalisation abgekoppelt und durch dezentrale, naturnahe Lösungen ersetzt. Auch die Offenlegung und Renaturierung von Gewässern im Stadtgebiet wird aktiv vorangetrieben.
Landeshauptstadt Magdeburg (Sachsen-Anhalt): Klimaanpassung durch stadtklimatische Baubeschränkungsbereiche
Mit der Festlegung von Stadtgebieten, in denen nicht oder nur noch unter bestimmten Auflagen gebaut werden darf, werden in der Landeshauptstadt Magdeburg ausreichende Flächen zur Kalt- und Frischluftzufuhr erhalten. Durch die fachliche und politische Diskussion über die Nutzung dieser Flächen, ihre Verortung im Stadtgebiet, die Einigung auf Grundsätze zum Umgang mit Bauvorhaben in diesen Bereichen sowie die Verankerung im Flächennutzungsplan kann eine hohe Verbindlichkeit für den Schutz vor Überhitzung und die Verbesserung des Stadtklimas erreicht werden.
Stadt Köln (Nordrhein-Westfalen): Überflutungsvorsorge als Aufgabe der Stadtgemeinschaft
Köln befasst sich im Rahmen des Starkregenmanagements gemeinsam mit ihren Stadtentwässerungsbetrieben (StEB Köln) intensiv mit der Information und Einbindung der Öffentlichkeit in die Überflutungsvorsorge. So steht allen Interessierten seit Frühjahr 2017 eine Starkregengefahrenkarte online zur Verfügung. Darüber hinaus sprechen Leitfäden, Ausstellungen, Infostände und -abende verschiedene Zielgruppen aktiv an. Geschickt werden Schnittstellen und Synergien genutzt – beispielsweise durch die Zusammenarbeit mit Bürgervereinen oder die Positionierung auf öffentlichkeitswirksamen Veranstaltungen.
Kategorie 3: Kommunale Klimaaktivitäten zum Mitmachen
Landkreis Lichtenfels (Bayern): 20 Jahre Lichtenfelser Sonnentage
Seit 20 Jahren informiert, motiviert und sensibilisiert der Landkreis unter dem Namen „Lichtenfelser Sonnentage“ Bürgerinnen und Bürger zum Klimaschutz und zur Umsetzung der Energiewende. Zum Angebot gehören verschiedene Veranstaltungsformate, Förder- und Energieberatung, Ideenwettbewerbe für Kinder und Jugendliche oder Führungen zu energetischen Vorzeigeobjekten. Allein in den letzten acht Jahren wurden rund 16 Prozent der Wohngebäude im Landkreis energetisch saniert oder nach hohen Effizienzstandards gebaut, und die Zahl der Photovoltaik-Anlagen auf Privatdächern hat sich verdreifacht.
Stadt Brackenheim (Baden-Württemberg): KLIMAfair verpackungsarm einkaufen
Das hohe Plastikmüllaufkommen in Deutschland ist ein wichtiges aktuelles Thema. Mit ihrem Projekt hat die Stadt Brackenheim wichtige Voraussetzungen geschaffen, um vor Ort einen verpackungsreduzierten und damit klimafreundlichen Einkauf auch an den Frischetheken lokaler Geschäfte zu ermöglichen. Die Lösung hierfür ist die Nutzung von Tabletts. Kundinnen und Kunden stellen ihre mitgebrachten Behältnisse darauf, so dass das Verkaufspersonal diese hygienisch einwandfrei befüllen kann. Einwegverpackungsmüll aus Papier oder Plastik entfällt.
Stadt Dortmund (Nordrhein-Westfalen): AMeG – Aktivierung von MigrantInnen zur energetischen Gebäudemodernisierung
Mit einem Anteil von etwa 30 Prozent gibt es in Dortmund viele Eigentümerinnen und Eigentümer von Immobilien sowie Mieterinnen und Mieter mit Migrationshintergrund. Die Stadt hat diese für einen erfolgreichen Klimaschutz wichtige Zielgruppe mit Workshops in vier unterschiedlichen Sprachen kultursensibel angesprochen und sie über Möglichkeiten baulicher Maßnahmen sowie energiesparenden Handelns informiert und zur Umsetzung motiviert. Aufgrund der guten Zusammenarbeit mit Multiplikatoren, wie kulturellen Vereinen oder religiösen Gemeinschaften, konnten die städtischen Beratungsangebote in deren Räumen, beispielsweise in Moscheen, vorgestellt und die Zielgruppe erfolgreich erreicht werden.
Sonderpreis: Kommunale Klimaaktivitäten und Ernährung
Freie Hansestadt Bremen (Bremen): Mehr BIO in Bremer KiTas!
Ist eine Umstellung auf klimafreundliche Bio-Produkte von regionalen Erzeugerbetrieben auch für streng ökonomisch ausgerichtete Großküchen möglich und sinnvoll? Bei ihrem Modellversuch ist die Freie Hansestadt Bremen zu einem positiven Ergebnis gekommen und plant nun die Ausweitung von Bio-Kost auch auf Schulen und Krankenhäuser. Gleichzeitig hat das Projekt auf die Verantwortung und die Chancen der Außer-Haus-Verpflegung schon bei den Kleinsten aufmerksam gemacht. KiTa-Personal, Kinder und Eltern setzten sich durch die Umstellung auf Bio-Kost aktiv mit der Bedeutung biologisch erzeugter Lebensmittel auseinander. Außerdem wurden gezielt regionale, ökologisch orientierte Erzeugerbetriebe unterstützt, die durch naturnahe und ressourcenschonende Produktion sowie artgerechte Nutztierhaltung einen wichtigen Beitrag zum Klima- und Umweltschutz leisten.
HINTERGRUND
Der Wettbewerb wird seit 2009 jährlich vom Bundesumweltministerium und dem Deutschen Institut für Urbanistik ausgelobt (bis 2015 Wettbewerb „Kommunaler Klimaschutz“). Kooperationspartner sind die kommunalen Spitzenverbände. Der Wettbewerb richtet sich an Städte, Gemeinden, Landkreise und Regionen. Die Jury besteht aus Vertreterinnen und Vertretern des Bundesumweltministeriums, des Umweltbundesamtes, des Deutschen Städtetages, des Deutschen Landkreistages sowie des Deutschen Städte- und Gemeindebundes. Bewerbungen waren in diesem Jahr in vier Kategorien möglich. Insgesamt wurden 81 Bewerbungen eingereicht.