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Generation Mitte: Wie denken die 30- bis 59-Jährigen?

Allgemein, Forschung

Zum sechsten Mal hat der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e.V. GDV das Institut für Demoskopie Allensbach (IfD) beauftragt, die „Generation Mitte“ zu ihren Einstellungen sowie zu ihrer Einschätzung gesellschaftlich relevanter Themen zu befragen. In diesem Jahr standen die Wahrnehmung gesellschaftlicher und politischer Tendenzen, die Bilanzierung des eigenen Lebens im Vergleich zu den Eltern, die Chancen für gesellschaftlichen Aufstieg sowie ein Wertewandel mit Blick auf die deutsche Tugend „Sparen“ im Mittelpunkt.

Insgesamt 1.048 Interviews mit Personen aus einem repräsentativen Querschnitt der 30- bis 59-jährigen Bevölkerung hat das IfD zwischen dem 2. und dem 18. Juli 2018 geführt. Die Ergebnisse:

Persönliche Lage und Bewertung von gesellschaftlichen Veränderungen
Auch in der sechsten Umfrage zur Generation Mitte geht es den Menschen sehr gut. Im Jahr 2018 hat sich die wirtschaftliche Situation der Generation Mitte sogar noch einmal verbessert:

  • 42 Prozent der Generation Mitte geht es heute besser als vor fünf Jahren; nur 18 Prozent schlechter.
  • Nur 12 Prozent machen sich Sorgen um die Sicherheit ihres Arbeitsplatzes (2013: 16 %). In konjunkturell schwächeren Zeiten sind Werte zwischen 25 und 35 Prozent üblich.
  • 21 Prozent der Generation Mitte rechnet in den kommenden fünf Jahren mit einer weiteren Verbesserung; nur 7 Prozent rechnen mit einer Verschlechterung

 

Die Schere zwischen den sozialen Schichten geht dabei weiter auseinander.
In den schwächeren sozioökonomischen Schichten machen sich 25 Prozent Sorgen um ihren Arbeitsplatz, in der mittleren sozioökonomischen Schicht sind es dagegen nur 9 Prozent und in der höheren Schicht sogar nur 3 Prozent.
Während es 55 Prozent der Befragten mit höherem sozioökonomischen Status heute besser geht als vor fünf Jahren, geht es mit 37 Prozent den meisten Menschen mit niedrigerem sozioökonomischen Status heute schlechter als vor fünf Jahren.

Die innenpolitische Konstellation und der empfundene abnehmende Zusammenhalt in der Gesellschaft sorgen erkennbar für Verunsicherung.
Die politische Stabilität in Deutschland ist ein wichtiger Faktor für das Sicherheitsgefühl der GM. Innerhalb von drei Jahren hat sich der Wert von 49 (2015) auf 27 Prozent (2018) fast halbiert.

Zwei Drittel halten den gesellschaftlichen Zusammenhalt für schwach oder sogar sehr schwach. Ebenso viele haben den Eindruck, dass sich diese Entwicklung beschleunigt. 2016 hatten 56 Prozent den Eindruck, dass der Zusammenhalt schwächer wird, aktuell 67 Prozent.

Trotz der wirtschaftlich guten Zeiten ist nur ein Drittel der GM überzeugt, dass wir heute in glücklichen Zeiten leben. 42 Prozent halten die Zeiten dagegen für ausgesprochen schwierig. Die Gesellschaft werde materialistischer, egoistischer und intoleranter.

Generationen-Bilanz
Die Generation Mitte sieht im eigenen Leben im Vergleich zu den Eltern mehr ökonomische und persönliche Freiheiten.
So hat es die heutige Generation Mitte bei folgenden Aspekten einfacher bzw. besser als die Generation ihrer Eltern:

  • Reisen, in den Urlaub fahren können (64 %)
  • Sich im Alltag immer mal wieder etwas leisten zu können (61 %)
  • Finanzielle Möglichkeiten (57 %)
  • Neue Leute kennenzulernen (50 %)
  • Leben können, wo man mag (50 %)
  • Beruflich aufsteigen, Karriere machen (42 %)

 

Gleichzeitig ist das Leben für die Generation Mitte fordernder, anstrengender und verlangt ihr mehr Flexibilität ab.
Die Eltern hatten es bei folgenden Punkten einfacher bzw. besser:

  • Möglichst wenig Stress und Hektik zu haben (61 %)
  • Planungssicherheit zu haben (45 %)
  • Wie viel Flexibilität von einem persönlich erwartet wird (45 %)
  • Wohneigentum erwerben zu können (41 %)
  • Dauerhaft an einem Ort wohnen können, nicht umziehen zu müssen (41 %)
  • Geld beiseitelegen können, sparen (39 %)

 

Bewertung der gesellschaftlichen Aufstiegschancen
Das Zutrauen in die sozialen Aufstiegschancen ist auf 58 Prozent gestiegen (2016: 46 %).Besonders hoch ist das Zutrauen in der mittleren und höheren sozialen Schicht mit 64 bzw. 65 Prozent. Bei Befragten mit niedrigem sozioökonomischen Status sind es nur 33 Prozent; dafür sagen 61 Prozent „weniger gut“ oder „gar nicht gut“.

Bildung wird als wichtigster Schlüsselfaktor für den Erfolg genannt (85 %), gefolgt von Leistungsbereitschaft (80 %), einer guten Berufsausbildung (76 %) und Intelligenz (74 %).

Als Eigenschaft, wovon sie im Leben am meisten profitiert haben, sahen die meisten (64 %) ihre Leistungsbereitschaft als dafür entscheidend an, gefolgt von ihrer Persönlichkeit (60 %) und ihrer Disziplin bzw. Selbstbeherrschung (48 %). Wenig entscheidend waren nach Ansicht der Generation Mitte die soziale Schicht der Eltern (16 %), Interessen bzw. Hobbies (13 %), das Geschlecht (4 %) oder auch wie man sich in sozialen Netzwerken präsentiert (3 %).

Die Förderung von Kindern ist stark schichtabhängig
Alle Schichten achten darauf, dass das Kind die Hausaufgaben macht. Deutliche Unterschiede gibt es dabei,

  • den Kindern bei den Hausaufgaben zu helfen (44 % gegenüber 60 bzw. 61 %),
  • die sprachliche Entwicklung des Kindes zu fördern (25 % gegenüber 52 bzw. 62 %),
  • dem Besuch von kulturellen Veranstaltungen (12 % gegenüber 50 bzw. 61 %),
  • der musikalischen Förderung (14 % gegenüber 42 bzw. 46 %) oder
  • das Kind beim Erlernen von Fremdsprachen früh zu fördern (13 % gegenüber 42 bzw. 41 %).

 

Wertewandel beim Sparen
Auf einer Liste von 23 Punkten, was einem im Leben wichtig sein kann, rangiert „Sparsamkeit, sparsam leben“ mit 14 Prozent Zustimmung auf dem letzten Platz. Ebenfalls hintere Plätze belegen „Religion“ mit 16 Prozent, „Frei sein, nicht zu viele Rücksichten nehmen müssen“ mit 22 Prozent und „Abwechslung, immer wieder Neues zu erleben“ mit 25 Prozent.

Die Bereitschaft zu sparen ist bei der Generation Mitte nicht sehr ausgeprägt: 9 Prozent lehnen es ab, überhaupt zu sparen und 75 Prozent finden sparen zwar grundsätzlich vernünftig, haben aber keine Lust sich dafür allzu sehr einzuschränken;
Nur 10 Prozent befürwortet einen sparsamen Lebensstil, der mit Einschränkungen verbunden ist. 66 Prozent der Generation Mitte sind der Meinung, dass die eigenen Eltern sparsamer gelebt haben, als man selbst.

Wie schon 2013 glauben 60 Prozent der Menschen, dass man seine finanzielle Zukunft nicht mehr als 10 Jahre im Voraus planen kann. Der Wunsch nach finanzieller Unabhängigkeit und die Sorge davor, den Lebensstandard nicht halten zu können, stehen in klarem Kontrast zu der Haltung zum Sparen. Für 82 Prozent der Generation Mitte gehört finanzielle Unabhängigkeit zu den wichtigsten Lebenszielen. 56 Prozent haben Angst, dass sie ihren Lebensstandard im Alter nicht halten können.