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Gegen die Energiefresser – Altötting macht’s vor

Allgemein, Klimaschutz, Umwelt

Seit nunmehr zwölf Jahren bietet der Landkreis Altötting eine kostenfreie Bürgerenergiesprechstunde an. Ursprünglich als einmalige Aktion angedacht, war die Nachfrage nach neutraler und hochwertiger Information so hoch, dass sich daraus ein regelmäßiges Angebot entwickelte. Einmal im Monat findet seitdem die Bürgerenergiesprechstunde statt. Interessierte müssen sich hierfür vorab im Landratsamt anmelden. Der Energieberater hat dann jeweils eine Stunde Zeit, sich mit den spezifischen Anliegen zu befassen.

Ziel unseres Programmes ist es, den Bürgerinnen und Bürgern eine unabhängige, neutrale und kostenfreie Erstberatung zu bieten. Die kontinuierlich hohe Nachfrage bestätigt die Qualität und hohe Bedeutung der Beratung im Landkreis. Über 650 Einzelberatungen mit den unterschiedlichsten Schwerpunkten haben seit 2006 im Landratsamt Altötting stattgefunden. In den ersten Jahren stand vor allem der Ausbau erneuerbarer Energien im Fokus. Mit Einführung der Energieausweise und den sich stetig verschärfenden Vorgaben der Energieeinsparverordnung (EnEV) verlagerten sich die Themen auf die Sanierung von Gebäuden und Heizungen sowie auf den Neubau von Gebäuden.

Neben der Bürgerenergiesprechstunde gibt es ebenfalls seit vielen Jahren eine kostenfreie Einstiegsenergieberatung für Unternehmen. Die Nebenkosten für Strom und Wärme sind bei vielen Unternehmen nicht unmittelbar in der Bilanz ersichtlich, jedoch meist nicht unerheblich. Gerade bei vielen kleinen und mittelständigen Unternehmen ist ein großes Einsparpotential vorhanden. Um dieses zu nutzen, betrachtet der Energieberater das Unternehmen und dessen Prozesse und arbeitet gemeinsam mit dem Unternehmen Handlungsempfehlungen und Maßnahmen aus.

Energieberatung plus

Pascal Lang, unser Energie- und Klimaschutzmanager, legt Wert darauf, unser Angebot stetig auszuweiten und zu verbessern, wie zum Beispiel mit dem Programm „Energieberatung plus“ für einkommensschwache Haushalte. So belasten steigende Energiepreise vor allem Haushalte mit geringem Einkommen. Stromsperren können eine unangenehme Folge sein. Wie einfach und wirkungsvoll Energie gespart werden kann, wissen viele Betroffene nicht. Dies soll das für Beihilfeempfänger kostenfreie Programm der “Energieberatung plus“ (E+) des Landkreises Altötting, in Zusammenarbeit mit dem VerbraucherService Bayern im KDFB e.V., vermitteln. Im Rahmen des Programmes E+ kommt der Energieberater zu den zu Beratenden nach Hause und prüft die Räumlichkeiten und Nebenkostenabrechnungen. Gemeinsam wird nach möglichen “Energiefressern“ gesucht und es werden zahlreiche Tipps vermittelt, wie im Haushalt Strom, Wärme und Wasser gespart werden können. Nach der Beratung erhält der Beratende eine schriftliche Auswertung mit zusätzlichen Hinweisen. Als Besonderheit haben die Energieberater einen speziellen Energieberatungskoffer mit dabei. Dieser ist mit vielen nützlichen Energiesparhelfern, wie LED-Lampen, schaltbaren Steckerleisten oder Wasserspareinrichtungen für Wasserhähne oder Duschen, bestückt. Um den Ratsuchenden gleich vor Ort die Einsparpotentiale mit diesen Helfern aufzuzeigen, sind die Energieberater berechtigt, die technischen Helfer kostenlos vor Ort zu lassen. Die Kosten hierfür trägt der Landkreis Altötting, die Kosten der Beratung selbst werden über staatliche Fördergelder bestritten. Dieses Programm ist für viele Betroffene ein “letzter Rettungsanker“ vor allem bei hohen Stromkosten, da diese im Gegensatz zu den Nebenkosten für die Wärmeversorgung, in der Regel nicht von den Sozialbehörden übernommen werden.

Angebote für Flüchtlinge

Doch hiermit nicht genug. Das neueste Programm, das sich aktuell in der Entwicklung befindet, ist eine spezifische Energieberatung für Flüchtlinge. Sobald diese anerkannt sind, werden sie meistens dezentral in Wohnungen und Häusern untergebracht. Haben sie sich vorher bei der Unterbringung in den zentralen Unterkünften nicht um die Nebenkosten kümmern müssen, so müssen sie, wie die meisten anderen Beihilfeempfänger, für die Stromnebenkosten selbst aufkommen. Auch stellt häufig das richtige Heizen und Lüften ein Problem dar, da sie dies aus ihrer Heimat nicht kennen und gewohnt sind. Hier soll zukünftig die „Integrative Energieberatung“ Abhilfe schaffen. Die Beratung selbst soll durch einen anerkannten Flüchtling mit Bleiberecht durchgeführt werden. Aktuell bildet hierfür der Landkreis Altötting einen afghanischen Staatsbürger zum “Energieexperten“ aus. Er soll, ähnlich wie bei der Energieberatung “E+“, die Beratung vor Ort durchführen. Auch er hat den Energiesparkoffer zur Verfügung.

Mit dem zusätzlichen Angebot für anerkannte Flüchtlinge leistet der Landkreis Altötting einen vorbildlichen Beitrag im Bereich der Energieberatung und verfolgt somit einen in Deutschland einmaligen ganzheitlichen Ansatz.

Weitere Informationen zu den Energieprogrammen erhalten Sie unter www.klima-aoe.de oder bei Pascal Lang, Stabsstelle Energie- und Klimaschutzmanagement, unter info@klima-aoe.de.

Foto: Landratsamt Altötting

Autor:  Erwin Schneider ist Landrat des Kreises Altötting.
Der Beitrag ist erschienen in der Februar-Ausgabe der kommunalpolitischen blätter (KOPO).