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Studie über NRW-Familienzentren erschienen

Allgemein, Kinderbetreuung, Soziales

Rund 2250 Kitas sind seit 2006 in Nordrhein-Westfalen zum Familienzentrum weiter entwickelt worden. Sie bieten zusätzlich zur Kindertagesstätte auch Beratung, Unterstützung und Bildung für Familien im sozialen Umfeld an. In der täglichen Praxis haben sie sehr unterschiedliche niederschwellige Hilfsangebote geschaffen. Das zeigt der soeben erschienene Report des Instituts Arbeit und Qualifikation (IAQ) der Universität Duisburg-Essen (UDE) auf.

So bieten viele Einrichtungen gemeinsame Ausflüge für Kinder und Eltern an, einige sogar mehrtägige Freizeiten. Für Familien in materiell schwierigen Situationen gibt es z.B. eine Kleiderbörse mit gebrauchter Kinderkleidung, einen Friseur, der den Kindern für fünf Euro die Haare schneidet, oder eine Leiterin begleitet Familien zur Schuldnerberatung. Die Unterstützung in Alltagsfragen gewinnt laut Studie an Bedeutung: „Wie koche ich? Wie gehe ich mit Geld um?“ Zwei Einrichtungen stellen regelmäßig eine Lebensmittelausgabe für bedürftige Familien bereit. Ein Familienzentrum koppelt die Verteilung von Lebensmitteln mit Hinweisen für die Freizeit am Wochenende. Immerhin 14 Leiterinnen helfen den Familien bei „Ämterangelegenheiten“, etwa beim Ausfüllen von Anträgen zum Bildungs- und Teilhabepaket oder im SGB-II-Bereich. Ähnliches gilt für Arzt- und Therapiebesuche.Logopädische oder ergotherapeutische Behandlungen werden oft in der eigenen Einrichtung ermöglicht. „Da Krankenkassen und therapeutische Berufsverbände es nach wie vor oft ablehnen, dass Therapien in den Kindertageseinrichtungen durchgeführt werden, ist es beachtlich, welche Dynamik die Zusammenarbeit zwischen Familienzentren und Therapeuten entwickelt hat. Hier zeigt sich, dass die Einrichtungen, wenn sie einen Bedarf der Kinder und Eltern wahrnehmen, kreativ sind und nach Lösungswegen suchen“, meint PD Dr. Sybille Stöbe-Blossey, Leiterin der Forschungsabteilung Bildung und Erziehung im Strukturwandel am IAQ. „Der offenkundige Bedarf sollte dazu führen, dass die rechtlichen Rahmenbedingungen geklärt und Kooperationen erleichtert werden. Um sowohl die Familienzentren als auch die kommunale Infrastruktur für Kinder und Familien voranzubringen, sollten Maßnahmen vor allem mit anderen Programmen vernetzt werden“, schlägt die IAQ-Forscherin vor. Dieser Aspekt könnte etwa von den kommunalen Jugendämtern verstärkt aufgegriffen werden.