Schnellere Diagnose, kürzere Reparaturzeiten, weniger Staus, längere Lebensdauer: Um bei Schäden an Betonbrücken im deutschen Straßennetz künftig frühzeitiger einschreiten zu können, erproben zwei Lübecker Firmen gemeinsam mit der Universität der Hansestadt seit anderthalb Jahren ein neuartiges Überwachungs-Konzept. Jetzt liegen erste Ergebnisse vor.
Das so genannte iBAST-Projekt wird von den Instituten für Telematik und für Technische Informatik der Lübecker Uni sowie zwei Lübecker Unternehmen getragen und startete im August 2012. Das Trio hatte die Ausschreibung für das Pilotprojekt der Bundesanstalt für Straßenwesen (BAST) über rund 440.000 Euro gewonnen. Innerhalb von 18 Monaten wurde ein System entwickelt, das seit Dezember 2013 die Überquerung der B432 über die B206 in Bad Segeberg zur „intelligenten Brücke“ macht. Während Brücken üblicherweise nur in festgelegten Zeit-Intervallen durch eine so genannte „handnahe Inspektion“ vor Ort überprüft werden, ist das Ziel von iBAST eine Methodik, die die Inspektion durch dauerhafte Messungen erheblich vereinfacht und den Ingenieur unterstützt.
Diese Dauerüberwachung wird durch modernste Informationstechnologie realisiert: An der Brücke sind viele kleine Sensoren montiert, die verschiedenste Daten sammeln, und kabellos miteinander vernetzt sind. Es werden Umwelteinflüsse auf die Brücke gemessen – etwa wie viele und wie schwere Fahrzeuge über die Brücke fahren, wie warm es ist oder ob es regnet oder schneit und es werden werden Veränderungen der Brücke gemessen – etwa ob ein kleiner Riss sich vergrößert oder die Neigung sich verändert. Auf diesem Weg soll eine systematische Abhängigkeit dieser beiden Faktoren gefunden werden, um frühzeitig reagieren zu können oder aber Schäden gar nicht erst entstehen zu lassen.
Das System – dessen Kosten beim derzeitigen Forschungsstand je nach Sensor zwischen 1.000 und 5.000 Euro pro Messpunkt liegen, ist als Baukastensystem konzipiert und kann an jede Brücke individuell angepasst werden.