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Bundesfreiwilligendienst boomt – Städtetag fordert Anpassungen

Soziales

Der Bundesfreiwilligendienst existiert seit zwei Jahren. Mittlerweile ist er sehr beliebt. So sehr sogar, dass die Obergrenze von bundesweit 35.000 Stellen erreicht wird. Die Nachfrage liegt noch deutlich darüber. Städtetag und Paritätischer Wohlfahrtsverband fordern eine Aufhebung der Obergrenze für die kommenden Jahre. Auch sollte das Vergabe- und Verwaltungssystem angepasst werden.

Der Deutsche Städtetag fordert von der kommenden Bundesregierung die Obergrenze von bundesweit 35.000 Stellen im bundefreiwilligendienst aufzuheben und die Finanzmittel entsprechend anzuheben. Nach dem Wegfall des Zivildienstes haben sich die Städte sehr für den Bundesfreiwilligendienst engagiert. Anfangs war man sich nicht sicher, ob genügend Freiwillige den meist 12 Monate dauernden Dienst antreten würden. Vor wenigen Wochen trat nun der 100.000. „Bufdi“ seinen Dienst an. Die Nachfrage übersteigt mittlerweile deutlich das Angebot.

„Die Bilanz nach zwei Jahren Bundesfreiwilligendienst ist im kommunalen Bereich eindeutig positiv. Der Bundesfreiwilligendienst stößt auf großen Zuspruch und ist für alle Beteiligten ein Erfolg. Das belegen die abgeschlossenen Vereinbarungen ebenso wie die Zahl der neu anerkannten Einsatzstellen“, sagte die Vizepräsidentin des Deutschen Städtetages, die Ludwigshafener Oberbürgermeisterin Dr. Eva Lohse. „Die Kontingentierung des Bundesfreiwilligendienstes durch den Bund wirkt beim weiteren Ausbau allerdings als Bremsklotz. Sie sollte aufgehoben werden, um allen Interessierten die Chance zu geben, sich zu engagieren. Die Nachfrage nach Einsatzmöglichkeiten ist so groß, dass die Zahl der Freiwilligendienstleistenden aller Voraussicht nach verdoppelt werden könnte.“

Ulrich Schneider, Hauptgeschäftsführer des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes sieht das ebenfalls so: „Wir hatten im ersten Jahr noch Bedenken, ob wir überhaupt einige Tausend junge Menschen finden, die das machen werden. Plötzlich wurden wir von Nachfragen von Interessierten überrollt. Die Zahl der angebotenen Plätze sollten noch weiter ausgebaut werden.“ Denn die „Bufdi“-Stellen im In- und Ausland sind höchst begehrt: als Orientierungsphase zwischen Schule und Studium, Ausbildung und Berufseinstieg oder als gemeinnützige Auszeit für zwischendurch.

Nachfrage übersteigt das Angebot

Im letzten vollen Jahrgang des Zivildienstes waren über 78.000 Zivildienstleistende tätig. Im Bundesfreiwilligendienst können derzeit wegen der Kontingentierung maximal 35.000 Plätze zeitgleich besetzt werden. Das erschwert es den Freiwilligen, kurzfristige Entscheidungen bei der persönlichen Lebensplanung oder in beruflichen Umbruchsituationen zu treffen. Gleichzeitig führt die Obergrenze bei kommunalen Trägern zu Planungsunsicherheit. Ist das Kontingent erschöpft, kommt es zu Einstellungsstopps und Interessenten wie Einsatzstellen müssen warten. Auch Nachbesetzungen werden erschwert. Bricht jemand seinen Vertrag ab, kann die Einsatzstelle nicht direkt Ersatz suchen, sondern die Stelle fällt in das Kontingent zurück und wird dann zentral vergeben – gegebenenfalls an anderer Stelle. Das alles könnte einfacher geregelt werden.

Entkoppelung von Bundesfreiwilligendienst und Jugendfreiwilligendienst.

Beide Formate könnten sich zu eigenständigeren Modellen mit jeweils unterschiedlichen Zielgruppen und Schwerpunkten weiterentwickeln. Während die Jugendfreiwilligendienste (Freiwilliges Soziales Jahr, Freiwilliges Ökologisches Jahr und Internationale Jugendfreiwilligendienste) ihren Hauptschwerpunkt auf junge Leute und in den sozialen und ökologischen Bereich legen, hat sich der Bundesfreiwilligendienst als altersübergreifendes Modell etabliert – mit einer Öffnung für alle Einsatzbereiche und einer Teilzeitmöglichkeit. „Der Bundesfreiwilligendienst bietet Freiwilligen in jedem Lebensabschnitt und in jeder Lebenslage die Möglichkeit, sich neu zu orientieren und weiterzubilden. Er fördert das lebenslange Lernen. Nötig und wünschenswert sind allerdings eine Weiterentwicklung der Konzepte und die Etablierung pädagogischer Begleitangebote – vor allem für die über 27-jährigen Freiwilligen“, sagte Lohse.