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Stromtrasse durch Thüringer Wald wird weitergebaut

Energie, Energiewende

Die Hochspannungs-Stromleitung durch den Thüringer Wald wird weitergebaut. Das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig hat gestern Klagen gegen die geplante Stromtrasse abgewiesen. Der Planfeststellungsbeschluss für den 57 Kilometer langen Abschnitt zwischen Erfurt-Vieselbach und Altenfeld am Rennsteig wurde von den Richtern für gültig erklärt. Die Gemeinden Großbreitenbach im Ilmkreis, zwei Grundstückseigentümer und eine Waldbesitzergemeinschaft hatten sich gegen den Beschluss gewandt.

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Das Gericht begründete seine Entscheidung mit dem Bedarf für die Trasse, der sich aus dem Energieleitungsausbaugesetz ergebe und damit verbindlich sei. Das Vorhaben habe eine tragende Funktion im europäischen und im deutschen Stromnetz. Eine Kapazitätserhöhung der bestehenden Leitungen würde den Bedarf nicht decken und sei zudem noch zu wenig erprobt worden.

Zu teuer und überdimensioniert

Die Kläger sehen das etwas anders. Vor Gericht hatte der Gutachter der Kläger, der Wirtschaftswissenschaftler und Energieexperte Lorenz Jarass, seine Argumente gegen eine Notwendigkeit der Trasse wiederholt. Jarass hatte am Mittwoch in Erfurt vorab erklärt, die neue Leitung diene nicht dem Transport von Windstrom von Nord- nach Süddeutschland, sondern vorrangig dem Transport von Braunkohlestrom etwa aus Sachsen und Brandenburg. Weiter führte er auf, dass das Projekt überdimensioniert sei und die Strompreise unnötig verteuern würde sowie die Akzeptanz für den Ausbau erneuerbarer Energien in der Bevölkerung verringern würde. Die Landrätin des Ilm-Kreises, Petra Enders, beklagte, der Status von Großbreitenbach als staatlich anerkannter Erholungsort sei in Gefahr, wenn das Projekt umgesetzt werde. Die Stromtrasse werde Wanderwege kreuzen und in unmittelbarer Nähe eines Campingplatzes verlaufen. Kläger-Anwalt Hans Neumeier verwies zudem darauf, dass es Alternativen zu dem Neubau gebe.

Laut Netzbetreiber keine Alternativen

Der Netzbetreiber 50Hertz hingegen erwartet einen steigenden Strombedarf in den süddeutschen Industrieregionen, der durch alternative Technologien nicht zu befriedigen sei. Auch widersprach Netzbetreiber-Anwalt Gernot Schiller, dass die Trasse vor allem Braunkohlestrom transportieren solle. Sie sei vielmehr für Energie aus Windstrom gedacht.

Der beklagte Abschnitt ist Teil der „Thüringer Strombrücke“, einer 210 Kilometer langen 380-kV-Hochspannungsleitung zwischen den Umspannwerken Bad Lauchstädt in Sachsen-Anhalt und Redwitz in Bayern. Teile dieser Verbindung sind bereits im Bau. Der Abschnitt Erfurt-Altenfeld war vom Thüringer Landesverwaltungsamt Ende Januar 2012 genehmigt worden.

 

Bild:Alois Staudacher@flickr.com(CC BY 2.0)