Nach den vielen Querelen der vergangenen Wochen gibt es neue Meldungen von der Kita-Ausbau-Front. Das Deutsche Jugendinstitut (DJI) hat jüngst eine Studie veröffentlicht, die sich mit dem derzeitigen Ausbau der Kita-Plätze für Kinder unter 3 Jahren befasst.
Der bundesweite Durchschnittsbedarf an Betreuungsplätzen wird demnach 2013 bei 39,4 Prozent liegen. Dabei wird aber auch deutlich, dass zwischen den einzelnen Bundesländern erhebliche Differenzen bei der gewünschten und der tatsächlichen Betreuungssituation existieren. Derzeit besteht eine Betreuungsquote für Kinder unter 3 Jahren von 25,4 Prozent.
Dr. Christian Alt, stellvertretender Leiter des Zentrums für Dauerbeobachtungen am Deutschen Jugendinstitut und verantwortlich für die DJI-Länderstudie, sieht noch einigen Handlungsspielraum bis zum August nächsten Jahres, um die Betreuungsquoten in den Bundesländern zu optimieren. Zum einen führt er an, dass ein Zusammenhang zwischen der Nutzung des Betreuungsangebotes in den Ländern und dem unterschiedlichen Umgang mit dem Rechtsanspruch oder mit den vorhandenen Steuerungsmechanismen wie z.B. Gutscheinen oder länger gezahltem Elterngeld besteht. „Dort, wo jetzt schon ein uneingeschränkter Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz gilt – zum Beispiel in Sachen-Anhalt – finden wir auch die höchsten tatsächlichen Betreuungsquoten. Dort, wo das Elterngeld recht lange gezahlt wird, steigen die Betreuungsquoten erst dann sehr deutlich an, wenn dieser Anspruch ausläuft. Wir gehen davon aus, diese Effekte auch in der Länderbefragung wiederzufinden.“, so erklärte Alt. Weiter sagte er:
„Wir müssen an dieser Stelle zunächst einmal zwischen dem Wunsch nach Betreuung und dem tatsächlichen Bedarf unterscheiden. Seit der DJI-Kinderbetreuungsstudie wissen wir, dass der Wunsch der Eltern nach Betreuung stets größer ist als der tatsächliche Bedarf. Dies lässt sich dort sehr gut zeigen, wo es ein (Über-)Angebot an Betreuungsplätzen gibt – wie zum Beispiel bei den Kindergartenplätzen im Osten der Republik. Tatsächlich aber werden nicht alle angebotenen Plätze genutzt.
Zurzeit gilt laut drittem KiFöG-Bericht jedoch bundesweit: der Bedarf liegt insgesamt deutlich über dem Angebot. Und darüber hinaus wird der von den Eltern geäußerte Betreuungsbedarf sicher noch weiter steigen. Denn die Erfahrung hat gezeigt: Wird das Angebot erhöht, wächst der Wunsch ebenso und in der Folge der Bedarf an Betreuungsplätzen. Erst wenn der Ausbau soweit fortgeschritten ist, dass wir von einem Angebotsmarkt für die institutionelle Betreuung für Kinder unter drei Jahren sprechen können, wird sich diese Situation entspannen.“
Aus der Studie wird deutlich, dass der reale Bedarf an Betreuungsangeboten nur vor Ort, also auf kommunaler Ebene, bestimmt werden kann. Der bundesweite Durchschnittswert wird in jedem Bundesland nach oben oder unten korrigiert werden. Letztendlich wird sich der „echte“ Bedarf an Betreuungsplätzen erst nach dem Inkrafttreten des Rechtsanspruchs zeigen.
DJI_Kifoeg_Laenderstudie_2012-11.pdf