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Fast jeder sechsten Klinik droht die Pleite

Gesundheit, Soziales

Patienten in Deutschland stehen künftig weniger, aber womöglich bessere Krankenhäuser zur Verfügung: Fast jeder sechsten der rund 2050 Kliniken droht laut einer neuen Studie die Pleite. Die Lage hat sich deutlich verschlechtert. Sind nun 15 Prozent in Insolvenzgefahr, waren es 2011 noch 12 und im Jahr davor nur 10 Prozent. Kleine kommunale Kliniken sind besonders betroffen. Experten raten zu Spezialisierung. Den Patienten könne das nutzen.

Schlechter schneiden Häuser mit geringerer Qualität und weniger zufriedenen Patienten ab – so sieht es der „Krankenhaus Rating Report 2012“ hervor, der am Donnerstag auf dem Hauptstadtkongress Medizin und Gesundheit in Berlin vorgestellt wurde. Viele der rund 300 Kliniken in kritischer Lage könnten nicht mehr über Jahre weitergeführt werden, sagte Studienautor Boris Augurzky vom Rheinisch-Westfälischen Institut für Wirtschaftsforschung. Steigende Löhne und Energiekosten sowie Strukturprobleme zählen zu den Gründen.

Die Forscher sehen den Milliardenmarkt der Kliniken vor einem Wendepunkt. Auch künftig würden die Kosten stärker steigen als die Erlöse. Kleine Häuser mit großem Angebot und hohen Kosten hätten immer weniger eine Zukunft. „Spezialisierte Kliniken sind wirtschaftlich signifikant besser aufgestellt“, sagte Augurzky. Kliniken ohne erkennbare wirtschaftliche Zukunft und nennenswerter Bedeutung für eine Region sollten aufgegeben werden.

Der Verband der gesetzlichen Krankenkassen dringt die Kliniken zu mehr Wirtschaftlichkeit. „Wenn einzelne, unrentable Kliniken schließen, ist die Versorgung angesichts der hohen Krankenhausdichte insgesamt nicht in Gefahr, auch wenn es im Einzelfall etwa auf dem Land längere Wege bedeuten könnte“, sagte Verbandssprecherin Ann Marini.

Gehalten werden sollten kleine Häuser mit Rundumversorgung, wenn es kilometerweit keine Alternative gebe, sagte Augurzky. Zuletzt am schwierigsten war die Lage laut Studie in Hessen, Baden-Württemberg und Niedersachsen/Bremen. In vielen der dortigen Landstriche gebe es aber eine große Dichte an Kliniken, sagte Augurzky.

Am besten ist die Wirtschaftslage der Krankenhäuser in Rheinland-Pfalz, dem Saarland, in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen, gefolgt von Nordrhein-Westfalen. Im Mittelfeld liegen Bayern, Berlin, Brandenburg, Hamburg und Schleswig-Holstein sowie Mecklenburg-Vorpommern.

Bei den öffentlich-rechtlichen, also etwa kommunalen Häuser war die Lage mit zuletzt 18 Prozent in Insolvenzgefahr am kritischsten. Die Kassen-Ausgaben für die Klinikbehandlungen stiegen binnen eines Jahres um rund 2 auf 61 Milliarden Euro 2011.

Die immer zahlreicheren Behandlungen scheinen kein Ausweg zu sein. Setze sich der Trend fort, dürfte die Zahl der Fälle zwischen 2010 und 2020 um 13 Prozent zunehmen, so die Studie. Wegen der Alterung in Deutschland wäre aber nur mit 5 Prozent mehr Fällen zu rechnen.©

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