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„Tiny-Houses“: Eine Idee mit „großer Zukunft“?

Allgemein, Wohnugsbau

Wer mit einem durchschnittlichen Einkommen in Städten wie Berlin, München und Stuttgart, aber auch schon Münster, nach einer adäquaten Unterkunft sucht, geht zunehmend leer aus. Zwar mag es vielerorts aufgrund niedriger Zinsen und einer guten Konjunktur Neubauvorhaben geben, doch wirklich bezahlbar ist dieser Wohnraum für ein Gros der Menschen selten. Sogenannte „Tiny Houses“ könnten Abhilfe schaffen.

Im Kern geht es dabei um die Frage: Wie viel braucht der Mensch wirklich zum Leben? In einer immer mehr am Konsum orientierten Gesellschaft ist diese Frage nicht so einfach, wie sie anfänglich scheint. Brauchen wir wirklich vier Töpfe? Was ist mit dem alten CD-Spieler, der schon einstaubt? Und wann habe ich die obere Hälfte meines Kleiderschranks zuletzt wirklich genutzt? Würde man sich solche Fragen konsequent auf jedes Objekt in einer Wohnung stellen, fielen wahrscheinlich über 90 % des Inventars weg.

Eine Strömung, die sich diese Reduzierung zur obersten Maxime gemacht hat, ist der sogenannte „Minimalismus“, der vor allem in asiatischen Ländern wie Japan vermehrt praktiziert wird. „Alles, was ich in den letzten vier Wochen nicht benutzt habe, kann entsorgt werden.“ Das mag radikal klingen, aber viele Anhänger dieser Bewegung fühlen sich nach diesem Prozess der „äußeren Reinigung“ auch innerlich gereinigt.

Und auch all diejenigen, die in einem „Tiny House“ leben möchten, müssen sich selbst zum Minimalismus bekehren. „Tiny Houses“, also übersetzt „winzige Häuser“ sind kleinste Wohneinheiten, die zumeist selbst gebaut und flexibel aufgestellt werden. Die „Tiny-House-Bewegung“ kommt dabei ursprünglich aus den Vereinigten Staaten, in denen sie nach der Finanzkrise 2008 eine regelrechte Konjunktur erfuhren. In Deutschland dürfte den meisten noch der Bauwagen von Peter Lustig aus der Sendung „Löwenzahn“ ein Begriff sein, welcher auch in diese Kategorie fällt.

Nicht nur minimalistisch, sondern auch kosteneffizient und nachhaltig sind diese Häuser zumeist: Zwar stehen anfänglich je nach Ausstattung relativ hohe Anschaffungskosten von bis zu 100.000 Euro an, jedoch können diese oftmals durch einen wesentlich niedrigeren Unterhalt überkompensiert werden. Allenfalls fallen an festen Kosten Aufwendungen für den Stellplatz (z.B. auf einem Campingplatz oder Gemeinschaftsgrundstück) oder Stromkosten an.

Durch die Verwendung von Dämmstoffen wie Schafwolle, Seegras oder Hanf oder anderen recycelten Gewerken wird auch in Sachen Baustoffen ein Schwerpunkt auf Ökologie und Nachhaltigkeit gelegt. Energetisch autarke Systeme komplementieren diesen Ansatz, zum Beispiel durch die Nutzung von Regenwasser, Photovoltaik oder Solarthermieanlagen.

Im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Facetten der Nachhaltigkeit“ Hochschule Bremen, bei dem zahlreiche Experten zu unterschiedlichen Konzepten Stellung nehmen, fand nun auch das Thema „Tiny Houses“ Gehör. Bücherregale als Treppen, bewegliche Wände und ein ausziehbares Bett – wer in einem Tiny House wohnt, macht das „Downsizing“ zur Königsdisziplin. Aber es soll sich nicht nur auf individuelle Gestaltungsmöglichkeiten für den eigenen Wohnraum fokussiert, sondern auch gemeinschaftliches Wohnen gefördert werden. Ein sogenanntes „Tiny House Village“ in Bremen sei das erklärte Ziel der Projektleiter.

Ein vergleichbares Konzept unter dem Titel „Earthship“ gibt es im baden-württembergischen Kreßberg. Dort leben zurzeit ca. 25 Erwachsene und Kinder in 15 mobilen Wohneinheiten um das Earthship, ein Gebäude in der Dorfmitte, welches sich selbst beheizt und Räume zur Verfügung stellt, herum. Langfristig könnten Tiny Houses als nachhaltige und nicht am Konsum orientierte Alternative zu herkömmlichen Wohnraum dazu beitragen, Platz in der Stadt sinnvoller und gemeinschaftlicher zu nutzen. Aber auch für das Land ist das Konzept denkbar, da sich dort Senioren in ihren großen Einfamilienhäusern oftmals überfordert fühlen.

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