Der Deutsche Landkreistag hat heute die Studie „Integration von Flüchtlingen in ländlichen Räumen – strategische Leitlinien und Best Practices“ veröffentlicht. Darin werden die Praxiserfahrungen von 18 Landkreisen in den für die Integration wichtigen Handlungsfeldern Wohnen, Sprache, Arbeit und Ausbildung, Schule und Bildung, Ehrenamt sowie gesellschaftliches Zusammenleben dargestellt und anhand von guten Beispielen für andere Kommunen nutzbar gemacht.
Präsident Landrat Reinhard Sager freute sich über das Vorliegen der Ergebnisse des Projekts: „Die Landkreise bringen die besten Voraussetzungen für Integration mit: Sie haben die dafür passenden Verwaltungsstrukturen, sind gleichzeitig aber noch nah genug an den Menschen vor Ort. Wichtig ist, dass die Landkreise Integration strategisch angehen, organisieren und gestalten, um aus jedem zugewanderten Menschen eine Chance für den Landkreis und unser Land zu machen. Insofern sind wir nach der Untersuchung umso mehr der Überzeugung: Die Landkreise können Integration.“
Das in Kooperation mit dem Beratungsunternehmen Viventure durchgeführte Projekt zeigt, als welche Weise Integration gelingen kann. „Die Studie veranschaulicht in den maßgeblichen Handlungsfeldern der Integration – von der Sprache über den Arbeitsmarkt bis hin zum gesellschaftlichen Miteinander von Deutschen und Flüchtlingen – anhand guter Beispiele, wie Landkreise diese Aufgabe bewältigen – engagiert, pragmatisch, mit realistischen Erwartungen. Damit will der Deutsche Landkreistag einen Beitrag auf dem Weg zu einer gelingenden Integration von Flüchtlingen leisten“, so Sager.
„Unser Ansatz bestand darin, direkt vor Ort in den Landkreisen genau hinzuschauen, was gut funktioniert und wo es strategische Hebel gibt“, erläuterte der DLT-Präsident. „Insofern haben wir gemeinsam mit der von uns beauftragten Agentur insgesamt 150 Einzelinterviews mit Landräten, Integrations- oder Flüchtlingsbeauftragten sowie mit Verantwortlichen von Integrationsprojekten geführt.“
Integration ist eine durch und durch kommunale Aufgabe
Integration berühre viele der zentralen gesellschaftlichen Themen und mache bestehende Defizite derzeitiger Strukturen deutlich, eröffne aber gleichzeitig auch die Chance, neue Wege zu finden und zu beschreiten. „Die Landkreise haben ein sehr ausgeprägtes Interesse an gelingender Integration. Und dies nicht nur, weil sie sie direkt von steigenden Sozialausgaben und sozialen Folgewirkungen betroffen sind.“ Die Flüchtlinge leben in den Landkreisen, Städten und Gemeinden. Hier finden die Sprachkurse statt, ist für Wohnungen zu sorgen und die Heranführung an den Arbeitsmarkt zu unterstützen. Hier sind die ehrenamtlichen Helfer zu koordinieren, der Besuch der Kindertageseinrichtung wie der Schule zu gewährleisten und die soziale, gesundheitliche sowie familiäre Betreuung anzubieten. „Integration ist seit Langem eine durch und durch kommunale Aufgabe“, fasste Sager zusammen.
Der Prozess der Integration sei aber auch ein langer, fordernder Weg: „Wir sind uns darüber im Klaren, dass die Integration neben aller staatlichen bzw. kommunalen Unterstützung auch von den Flüchtlingen selbst erhebliche Anstrengungen, Eigeninitiative und Motivation verlangt. Ganz klar: Diese Bereitschaft erwarten wir. Insbesondere gilt dies auch für die unabdingbar gültigen Werte unseres Grundgesetzes, die vorbehaltlos und ohne Ausnahme zu akzeptieren sind.
Auch muss die Teilnahme an Integrationsangeboten verpflichtend sein, insbesondere das Erlernen der deutschen Sprache. Wir sind hier zuversichtlich, denn wir sehen die vielfältigen guten Ansätze, die positiven Beispiele, das weiterhin sehr hohe Engagement der Bevölkerung und den grundsätzlichen gesellschaftlichen Konsens, die Aufnahme der Flüchtlinge zu einem Erfolg zu führen.“
Die Rahmenbedingungen müssen stimmen
Es gäbe nicht das eine Programm oder die eine Strategie, führte Sager weiter aus: „Die Landkreise sind so unterschiedlich in ihren Strukturen, dass nur ein individuelles Vorgehen gelingen kann – dies ist im Rahmen des Projekts deutlich geworden. Was aber notwendig ist, sind Freiräume zur eigenverantwortlichen Gestaltung von Integration. Nur wenn politische, rechtliche und finanzielle Rahmenbedingungen stimmen, kann Integration gelingen.“ In diesem Zusammenhang gelte es, kommunale Verantwortung zu stärken, z. B. bei der Frage der zu verbessernden Möglichkeiten der Landkreise, den Einsatz von Sprachkursen zu koordinieren.
Die Studie ist im Internet verfügbar.