Eine gute Strategie lässt sich folgendermaßen charakterisieren: Sie sorgt dafür, zuerst die richtigen Dinge zu tun, bevor man die Dinge richtig tut. Unter dieser Prämisse hat die Landeshauptstadt Stuttgart ihre Digitalstrategie „Digital MoveS – Stuttgart.Gestaltet. Zukunft“ entwickelt und ist damit vielen ihrer strategischen Ziele nähergekommen bzw. hat einige davon bereits erreicht.

Sandra Baumholz, Leiterin der Stabsstelle „Strategische Planung, digitale Transformation und Innovation“, Amt für Digitalisierung, Organisation und IT, Landeshauptstadt Stuttgart, kennt die Details.
Der Erste Bürgermeister Dr. Fabian Mayer bringt die Zielsetzung auf den Punkt: „Mit einer durchdachten Digitalstrategie lässt sich auch im öffentlichen Sektor nicht nur eine moderne, sondern auch eine hocheffiziente Verwaltung schaffen. Mit unserer Vision ‚Einfach. Gemeinsam. Digital.‘ haben wir unseren Mitarbeitenden eine gemeinsame Brücke in das digitale Zeitalter gebaut. Diesen Weg werden wir konsequent weitergehen und den Erfolg sowohl sichtbar wie auch transparent dokumentieren.“
Herausforderungen in der öffentlichen Verwaltung
Öffentliche Verwaltungen entwickeln sich oft langsamer als die Privatwirtschaft – bedingt durch geringeren Innovationsdruck, starke Risikovermeidung und den Fokus auf Rechtssicherheit statt Ergebnisorientierung. Veränderungen erfolgen meist fragmentiert statt strategisch gesteuert. Eine Digitalstrategie muss diese Strukturen gezielt aufbrechen, klare Prioritäten setzen und Digitalisierung dauerhaft wirksam und gemeinsam mit allen relevanten Akteuren gestalten.
Strategischer Aufbau: Vom Leitbild bis zum KPI-Monitoring
Stuttgart hat seine Digitalstrategie entlang eines erprobten strategischen Modells aufgebaut. Mit dieser klaren Struktur wird sichergestellt, dass die Strategie nicht nur konzeptionell durchdacht, sondern auch messbar und steuerbar ist. Doch ein Konzept allein reicht nicht: Es muss laufend überprüft werden, wie gut die Umsetzung voranschreitet, um ein reines „Papierprodukt“ zu vermeiden.
Praxisnahe Weiterentwicklung: Review und neue Governance-Ansätze
Ein im Jahr 2024 durchgeführtes Review der Digitalstrategie zeigte eine insgesamt hohe Zustimmung unter den Beschäftigten – jedoch auch Optimierungsbedarf bei der Umsetzungsgeschwindigkeit. Daher wurden in der laufenden Fortschreibung der Digitalstrategie zwei wesentliche Veränderungen vorgenommen:
- Einführung eines Projekt-Portfoliomanagements (PPM) zur Bündelung, Priorisierung, Steuerung und Beschleunigung der Umsetzung der Projekte (seit 2023).
- Ergänzung des Top-down-Ansatzes bei der Erstellung der Strategie um einen Bottom-up-Prozess, bei dem alle Ämter beauftragt wurden, eigene amtsspezifische Digitalisierungsstrategien zu entwickeln.
Diese ämterspezifischen Strategien basieren auf einer gemeinsam erarbeiteten Vision, Mission und den Handlungsfeldern. Parallel dazu werden Fachstrategien wie eine KI-Strategie, Cloud-Strategie, IT-Strategie, Datenstrategie und ein Smart City Masterplan erstellt – jeweils unter Beteiligung der Fachämter.

Aus diesen amtsspezifischen Strategien und dem PPM wurden im Frühjahr 2025 die neuen strategischen Ziele sowie die zugehörigen Maßnahmenbündel für die Gesamtstrategie Digital MoveS abgeleitet. Im Sommer 2025 wird die neue Digitalstrategie veröffentlicht.
Strategie-Matrix: Orientierung durch klare Zuordnung
Besonders wichtig für das Monitoring einer Strategie sind die strategischen Ziele – also wohin die Reise konkret gehen soll – sowie die strategischen Handlungsfelder – wo man im Einzelfall aktiv wird und auch Prioritäten setzt. Diese beiden Dimensionen bilden den Rahmen für eine Matrix, in der die strategischen Maßnahmenbündel jeweils den entsprechenden Zielen und Handlungsfeldern zugeordnet werden. Strategische Maßnahmenbündel sind notwendig, um einen Überblick bei der Fülle der Einzelmaßnahmen zu behalten.
Diese Matrix schafft Übersicht und zeigt auf einen Blick, welche Maßnahmenbündel zu welchem Ziel in welchem Handlungsfeld beiträgt. Um die Komplexität beherrschbar zu halten, wurde die Zahl der Maßnahmenbündel auf 20 bis 25 begrenzt. So bleibt auch das Monitoring über KPIs handhabbar.
Fazit
Stuttgart hat bei der Erstellung und Umsetzung der Digitalstrategie Digital MoveS viele wertvolle Erfahrungen gesammelt, die in die zukünftige Fortschreibung der Strategie einfließen. Eine wesentliche Erkenntnis dabei ist, die relevanten Kennzahlen der Strategie in einem zentralen Dashboard zu pflegen, regelmäßig zu aktualisieren, zu analysieren und bei Bedarf entsprechende Maßnahmen abzuleiten. Dieses Strategie-Dashboard wird in Zukunft allen Mitarbeitenden zur Verfügung stehen, wodurch ein hohes Maß an Transparenz entsteht und jeder den Fortschritt der digitalen Transformation verfolgen kann.
Zudem zeigt die Fortschreibung bis Sommer 2025 bereits jetzt schon: Akzeptanz, Umsetzungsdynamik und Zielorientierung lassen sich mit den richtigen Instrumenten und einer partizipativen Governance deutlich steigern. Denn: Digitalisierung ist nicht nur Technik – sie ist eine kommunale Zukunftsaufgabe mit und für die Menschen.
Der Beitrag von Sandra Baumholz weist auf die Juni-Ausgabe der KOPO hin, die sich in zahlreichen Beiträgen mit dem Thema Digititalisierung beschäftigt. Sie besitzen noch kein Abo der KOPO? Das können Sie hier gleich ändern.