Kopo

Kaum Chefinnen in kommunalen Unternehmen

Allgemein

Anlässlich des Weltfrauentages am 8. März veröffentlichen wir heute nochmals diesen Beitrag aus der KOPO 12/2021:

Seit Jahren untersucht die Zeppelin-Universität in einer repräsentativen Langfriststudie die Repräsentation von Frauen in Top-Managementpositionen. Das Fazit lautet auch dieses Mal: Es muss sich endlich etwas tun, will die Politik ihr selbst gestecktes Ziel einer gleichberechtigten Teilhabe von Frauen und Männern in der Arbeitswelt erreichen.

Die Repräsentation von Frauen in Führungspositionen ist von besonderer gesellschaftlicher Bedeutung. Das am 11. Juni 2021 vom Bundestag beschlossene „Gesetz zur Ergänzung und Änderungen der Regelungen für die gleichberechtigte Teilhabe von Frauen an Führungspositionen in der Privatwirtschaft und im öffentlichen Dienst“ unterstreicht die Relevanz und Aktualität der Thematik. Darüber hinaus lässt die anhaltende Covid-19-Pandemie die strukturelle Bedeutung der Teilhabe von Frauen in systemrelevanten Berufen und Führungspositionen zusätzlich hervortreten.

Die FIT-Public Management-Studie ist als Längsschnittstudie konzipiert und untersucht im Längsschnittvergleich – anknüpfend an die Studien der Vorjahre – die Repräsentation von Frauen in Top-Managementorganen öffentlicher Unternehmen mit eigenem Internettauftritt differenziert nach Städten, Branchen und Bundesländern. In diesem Jahr wurden erstmalig auch öffentliche Unternehmen der Bundes-/Landesebene in die Studie einbezogen.

Weibliche Spitze? Fehlanzeige

Die Ergebnisse der Studie in diesem Jahr machen deutlich, dass die Spitzenpositionen öffentlicher Unternehmen weiterhin fest in den Händen von Männern bleiben – Frauen sind dort nach wie vor deutlich unterrepräsentiert und auch die Entwicklung stagniert.

Im bundesweiten Schnitt ist erstmals seit Studienbeginn 2018 ein marginaler Rückgang von 0,2 Prozentpunkten bei Frauen in Top-Managementpositionen öffentlicher Unternehmen zu verzeichnen. Allerdings sind die Entwicklungsunterschiede im Städtevergleich weiter erheblich. Wie 2020 wurden vakante Top-Managementpositionen häufiger mit Männern neu besetzt, nur bei 13,8 Prozent kam es bei einer zuvor männlich besetzten Position zu einem Wechsel zu einer Frau.

Besonders bemerkenswert ist, dass in einigen Städten kontinuierliche Anstiege bei der Repräsentation vorliegen, dagegen in vielen anderen Städten die Entwicklung weiter stagniert oder in einigen Städten sogar rückläufig ist.

Kein Mangel an qualifizierten Bewerberinnen

Die Praxis zeigt jedoch, dass es genügend Kandidatinnen auf dem Markt gibt, die die erforderlichen Erfahrungen und Qualifikationen mitbringen. Daher sind in diesem Kontext nach wie vor die Aufsichtsgremien gefragt.

Der aktuelle Status Quo bei der Entwicklung der Repräsentation von Frauen in öffentlichen Unternehmen haben Herr Prof. Dr. Papenfuß, Inhaber des Lehrstuhls für Public Management & Public Policy an der Zeppelin Universität Friedrichshafen und sein Forscherteam in Kooperation mit zfm erneut untersucht.

In der diesjährigen Studie sind in allen 16 Bundesländern die Daten von 69 Städten und 1466 Unternehmen mit 2165 Führungskräften auf Frauen in leitenden Organen wie Geschäftsführung, Geschäftsleitung und Vorstand durchleuchtet worden.

Ostdeutschland mit weiblicher Spitze

Neben den Landeshauptstädten und den Stadtstaaten Berlin, Hamburg und Bremen sind auch die jeweils vier größten Städte der Länder einbezogen worden.

Den höchsten Anteil an Frauen im Top-Management erreichen abermals die Städte ostdeutscher Bundesländer: in Brandenburg (22,4 Prozent), Sachsen (22,9 Prozent), Mecklenburg-Vorpommern (25,9 Prozent) und Thüringen (26,7 Prozent).

Während auch die Stadtstaaten Berlin (35,7 Prozent) und Bremen (24,3 Prozent) ihre Spitzenpositionen beibehielten, bildeten die Städte in Niedersachsen (11,8 Prozent) vor Schleswig-Holstein (10,6 Prozent) und Rheinland-Pfalz (10,4 Prozent) die Schlusslichter.

Die Ergebnisse der diesjährigen Studie haben wiederum gezeigt, dass öffentliche Unternehmen in der Debatte um eine verantwortungsvolle Unternehmensführung und gleichberechtigter Teilhabe von Frauen an Führungspositionen eine Vorbildfunktion zugewiesen wird.

Was lässt sich aus den Ergebnissen zum Beispiel für die Rekrutierung von Frauen in Führungspositionen ableiten?

Die öffentliche Hand sollte geeignete Kandidatinnen aktiv ansprechen und ermutigen, ihre Managementfähigkeiten in den entsprechenden Auswahlverfahren unter Beweis zu stellen.

Und: Die Arbeitgeber müssen attraktiver werden und in den Chefetagen öffentlicher Unternehmen zum Beispiel vermehrt flexible Arbeitszeitformen etablieren.

Der Wettbewerb um talentierte Führungskräfte ist groß. Unternehmen des öffentlichen Sektors können mit attraktivem New-Work-Angeboten auch gegenüber der Privatwirtschaft punkten.

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