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Bahnhöfe für jedermann?

Ländlicher Raum, Verkehr

2250 Bahnhofsgebäude – so viele hat die Deutsche Bahn in den letzten 20 Jahren an Privatpersonen, Gewerbetreibende oder Investoren verkauft. Doch auch Kommunen entdecken neuerdings die Möglichkeit, unliebsame Objekte, die seit Jahrzehnten nicht mehr genutzt werden, zu veräußern.

So zeichnet sich beispielsweise in der hessischen Kleinstadt Gladenbach (Landkreis Marburg-Biedenkopf) der Verkauf des seit 1995 leerstehenden Bahnhofsgebäudes ab; dabei wird das eigentliche Gebäude des an der ehemaligen Salzböde-Bahn gelegenen Bahnhofs für den symbolischen Wert von einem Euro, der Rest des Grundstückes für insgesamt 85.000 € an einen Pflegedienst mit „überzeugendem Nutzungskonzept“ verkauft.

In ganz Deutschland wurden während der letzten 50 Jahre vielerorts Bahnstrecken oder zumindest Teile der anliegenden Infrastruktur – wie etwa Stellwerke oder Bahnhöfe – stillgelegt. Ursächlich dafür sind in den meisten Fällen eine sinkende Nachfrage an Mobilität durch den Strukturwandel (besonders in den neuen Bundesländern) oder die technische Fortentwicklung, welche viele Gebäude obsolet machte, wie zum Beispiel die unzähligen Bahnhofswärter- und Weichenstellerhäuschen aus dem 19. Jahrhundert.

Problematisch bei derartigen Gebäuden sind zumeist ein desaströser Zustand, bedingt durch Vandalismus und eine fehlende Pflege der Örtlichkeiten in den letzten Jahrzehnten, sowie ein oftmals bestehnder Denkmalschutz, was den Spielraum für Sanierungen und Modernisierungen drastisch verkleinert. Jedoch lassen sich von diesen Hürden nicht alle abschrecken, was die Zahlen belegen.

150 Millionen Euro Umsatz konnte die Deutsche Bahn als Eigentümer durch derartige Verkäufe generieren, wobei die Stilllegung von Strecken und angrenzender Infrastruktur damals wie heute  kritisiert wird, da dadurch eventuelle Abwanderungsprozesse aus ländlichen Gegenden nur noch weiter katalysiert werden. Dennoch gab und gibt es auch Vorstöße, Bahnstrecken zu reaktivieren, was mit der Usedomer Bäderbahn vor mehr als zwanzig Jahren geschehen ist und mit der Berlin-Brandenburger Heidekrautbahn in absehbarer Zukunft geschehen wird. Bis dahin kann aber weiterhin geboten und geschachert werden, um für sich oder sein Unternehmen doch noch ein außergewöhnliches Objekt zu erstehen.

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