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Kindertagespflege – Die stille Reserve zum Kita-Ausbau

Kinderbetreuung

Im Zusammenhang mit der Einführung des Rechtsanspruchs auf einen Kinderbetreuungsplatz für Kinder ab dem ersten Lebensjahr im August 2013 rückt die Kindertagespflege mehr in den Blickpunkt. Neben einem zügig voranschreitenden Kita-Ausbau rückt die Kindertagespflege als eine weitere kostengünstige Option auf. In vielen Kommunen gilt sie laut Deutschem Jungendinstitut (DJI) als „stille Reserve“ um schnell Betreuungsplätze schaffen zu können. Daher wurde die Qualität dieser Einrichtungen vom DJI überprüft und ausgewertet.

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Fachberatung zur Tagespflege regional stark unterschiedlich

Laut dem Deutschen Jugendinstitut (DJI) gelingt es den Kommunen unterschiedlich gut geeignete und ausreichend qualifizierte Tagesmütter und –väter zu finden. Der Bericht des DJI wertet Daten aus dem Zeitraum 2009 bis 2012 zum quantitativen und qualitativen Ausbau der Kindertagespflege an 158 Modellstandorten in Deutschland aus. Dabei fällt auf, dass die Ausstattung für Fachberatungsstellen regional stark schwankt. So kamen beispielsweise 2011 in einigen Kommunen 8 Tagespflegepersonen beziehungsweise 6 Kinder auf eine Fachberatungsstelle. Andernorts war eine Fachberatungsstelle für 166 Tagespflegepersonen beziehungsweise 317 Kinder zuständig. Laut DJI ist dies eine problematische Unterbesetzung, da in der Kindertagespflege ein Rechtsanspruch auf Beratung und Begleitung von Tagespflegepersonen und Eltern besteht.

Eltern und Tagespflegepersonen haben einen gesetzlichen Anspruch auf Beratung in allen Fragen der Kindertagespflege (§ 23, Abs. 4 SGB VIII).

Beratung heißt:

  • Informationen über rechtliche und organisatorische Zusammenhänge, um Orientierung und Sicherheit zu erlangen,
  • Unterstützung und Begleitung des pädagogischen Alltags, um eigenes Handeln zu reflektieren, Verhalten zu hinterfragen und Innovationen und Veränderungen herbeizuführen,
  • Anregungen und Impulse für den Alltag, um das pädagogische Handeln zu befruchten und die Erfahrungsmöglichkeiten für die Kinder zu erweitern,
  • Bei Konflikten zwischen Eltern und Tagespflegeperson vermitteln, um Betreuungsabbrüche zu vermeiden.

Beratung und Begleitung ist notwendig, um die Betreuungsverhältnisse für die Kinder stabil zu halten, die Kindertagespflege für alle Beteiligten als verlässliche, professionelle und zufriedenstellende Form der Kindertagesbetreuung zu erhalten und weiter zu entwickeln.

Bezahlung für Tagespflege ist gestiegen

Die laufenden Geldleistungen an Tagespflegepersonen sind in den letzten Jahren im bundesweiten Durchschnitt insgesamt leicht angestiegen. Dennoch gibt es noch immer Jugendämter, die weit weniger als drei Euro pro Betreuungsstunde und Kind zahlen. Im konkreten Fall heißt das: eine Tagespflegeperson, die drei Kinder für jeweils 30 Stunden in der Woche betreut, erhält pro Monat 1.080 Euro. Nach Abzug der Betriebskosten liegt das Einkommen dann unterhalb der Armutsgrenze.

Qualität der Tagespflege ist gestiegen

Das Qualifikationsniveau von Tagespflegepersonen hat sich deutlich verbessert. Von 2009 bis 2012 stieg der Anteil der Tagespflegepersonen, die mindestens über eine Grundqualifizierung nach DJI-Curriculum und/oder einen pädagogischen Berufsbildungsabschluss verfügen, von einem Drittel auf zwei Drittel; mit 82 Prozent Mindestqualifizierungsquote schneiden die östlichen Bundesländer hier besser ab als westlichen (63 Prozent).

Großstädte bauen Kindertagespflege stark aus

Die Großtagespflege wird vielerorts stark ausgebaut. Die Zahl der Großtagespflegestellen an den 158 Modellstandorten ist von 2009 bis 2012 um 32,5 Prozent (von 77 auf 102) gestiegen. Stellen mit drei, vier oder mehr Tagespflegepersonen wurden überwiegend in westlichen Großstädten (v.a. Hamburg) aufgebaut. Mit der Folge, dass die Kindertagespflege „öffentlicher“ und die Grenze zu den Kindertagesstätten fließender wird. Viele der befragten Kommunen, die noch wenig Erfahrung mit dieser Betreuungsform haben, wünschen sich einheitliche Regelungen und klare Vorgaben.