Vom 22. April bis zum 25. Juni 2024 eröffnet im Berliner Regierungsviertel das erste Bürokratiemuseum der Welt, kuratiert von der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM).
Besucherinnen und Besucher können in den Ausstellungsräumen der Georgenstraße 22, direkt am S-Bahnhof Friedrichstraße, das Phänomen Bürokratie auf einzigartige Weise erleben. Exponate stellen Bürokratie sichtbar, spürbar und – vor allem – überwindbar dar. Der Eintritt ist frei. Das Museum ist werktags von 10 bis 17 Uhr nach vorheriger Online-Registrierung zugänglich.
Am Abend des Eröffnungstages, 22. April, fand von 17 bis 19 Uhr eine Vernissage für geladene Gäste statt. Dort diskutierten unter Leitung der TV-Moderatorin Franca Lehfeldt der frühere Bundeskanzleramts- und Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) mit der Unternehmerin und Autorin Tijen Onaran darüber, warum es so schwer ist, Bürokratie zu vermeiden und abzubauen, und wie es trotzdem gelingen kann. Immerhin ist laut Studien Bürokratie in Deutschland inzwischen das größte Hemmnis für Investitionen.
Schon vor dem Eingang in der großen Lobby erwartet die Besucherinnen und Besucher die Behörden-Mühle: ein überdimensionaler Stapel aus 60 Aktenordnern, die über dem Betrachter scheinbar zusammenbrechen. Sie stehen für die etwa 60 Ordner, die für die Beantragung einer Windkraftanlage benötigt werden – wohlgemerkt nach der letzten Verfahrensvereinfachung. Ein mächtiger Mammutbaum als Eingangsportal veranschaulicht das dahinterliegende Problem: den Paragrafen-Dschungel, durch den sich der Besucher – genau wie das ganze Land jeden Tag – kämpfen muss.
Über einen Warte-Warte-Warte-Raum führt der Weg zu einer ironischen Darstellung der fesselnden Wirkung von Bürokratie und gipfelt in einem Schneckenrennen vom Antrag bis zur Genehmigung. Einen Sprachkurs in Bürokratisch gibt es außerdem. Und mittendrin sehen Sie eine Skulptur, den Kopf auf die Hand gestützt und lange als „Denker” missverstanden: den Faxer von Rodin.
Hintergrund: Knapp 1800 Bundesgesetze mit ca. 50.000 Einzelnormen regeln aktuell das Leben in Deutschland. 43 Prozent der Bürgerinnen und Bürger verspüren als Reaktion auf Bürokratie Wut. Ein Viertel fühlt sich ohnmächtig oder alleingelassen. Und immer mehr Unternehmen denken daran, abzuwandern. 58 Prozent wollen wegen zu viel Bürokratie nicht mehr in Deutschland investieren.
INSM-Geschäftsführer Thorsten Alsleben:
„Bürokratie ist im täglichen Leben erschreckend konkret, in der politischen Debatte aber leider häufig abstrakt. Alle Politikerinnen und Politiker sind für Bürokratieabbau, aber alle schaffen dauernd neue Bürokratie. Wir wollen Bürokratie sinnlich und anfassbar gestalten und darüber mit den Besucherinnen und Besuchern, darunter hoffentlich auch vielen aus der Politik, ins Gespräch kommen.“ Alsleben weist darauf hin, dass Bürokratie mittlerweile überall sei. „Und jetzt auch endlich da, wo sie hingehört: im Museum.“