In der Bundeshauptstadt Berlin entstand zuletzt eine lebhafte Debatte über den Vorstoß des Regierenden Bürgermeisters Michael Müller (SPD), für die landeseigenen Berliner Verkehrsbetriebe, die BVG, eine Jahreskarte in Höhe von 365 Euro einzuführen. Das Modell ist nicht neu, Wien praktiziert es bereits seit 2012.
Auch in Deutschland wurde dieser Vorschlag, für einen Euro am Tag den öffentlichen Personennahverkehr nutzen zu können, schon das ein oder andere Mal hervorgebracht, so zum Beispiel in Sachsen und Bayern. Im vergangenen Jahr beschlossen dann schließlich die Bundesministerien für Umwelt und Verkehr, in einer deutschen Stadt einen vom Bund finanzierten Testlauf zu starten, Bonn erhielt den Zuschlag.
Nach rund sechs Monaten, die seit der Umsetzung dieses Modells in der ehemaligen Bundeshauptstadt vergangen sind, liegen erste Erkenntnisse vor. Da die neue Preisgestaltung lediglich bei neuen Abonnenten zu Tragen kommt, lässt sich nur ein moderater Anwachs der Passagier- und Abonnentenzahlen verzeichnen. Das könne auch mit der begrenzten Gültigkeit für periphere Tarifzonen zusammenhängen, so ein Sprecher der Stadt.
Klar ist nach wie vor: Kostendeckend kann mit einem solchen Modell kein Verkehrsunternehmen arbeiten, zu hoch sind die Aufwendungen für Personal, Infrastruktur, Unterhalt und nicht zuletzt auch Investitionen, die in den kommenden Jahren bspw. in Sachen E-Busse anstehen werden. Die Agentur „civity“ hat unlängst in einer Studie ermittelt, dass ganz andere Aspekte für einen erfolgreichen und besser genutzten ÖPNV wichtig sind: eine ÖV-freundliche Siedlungsstrukur, einem attraktiven Angebot verschiedener Verkehrsmittel und einer restriktiven Parkraumbewirtschaftung.