Die Mehrheit der Deutschen wünscht sich offensichtlich, dass die Verantwortung für Verpackungsabfälle wieder auf die Kommunen übertragen wird. Der Verband kommunaler Unternehmen (VKU) hat heute in Berlin ein Gutachten vorgestellt, das sich mit den Defiziten beim Grünen Punkt beschäftigt.
Der Verband kommunaler Unternehmen (VKU) hat heute in Berlin ein Gutachten von Prof. Heinz-Georg Baum vom Betriebswirtschaftlichen Institut für Abfall- und Umweltstudien vorgestellt, das sich mit den Defiziten beim Grünen Punkt beschäftigt. VKU-Vizepräsident Patrick Hasenkamp fasst die Kritik zusammen: „Das Gutachten deckt enorme Schwachstellen beim Grünen Punkt auf, sowohl in Bezug auf die ökologischen Ergebnisse als auch im Hinblick auf die Akzeptanz der verschiedenen Zielgruppen, also Bürger und Inverkehrbringer von Verpackungen. Zudem werden die zweifelhaften Erfolge der Wettbewerbsöffnung bei den Dualen Systembetreibern dargelegt, dem damit verbundenen ruinösen Wettbewerb unter den Systembetreibern, der keine Anreize für eine Erhöhung der Recyclingquoten setzt.“
Hasenkamp weiter: „Das System Grüner Punkt hat nicht gehalten, was es versprochen hat. Nach über 20 Jahren Verpackungsverordnung darf man annehmen, dass wir es nicht mehr mit Kinderkrankheiten zu tun haben. Die geplante Einführung des Wertstoffgesetzes sollte genutzt werden, das System der Verpackungsentsorgung grundlegend zu reformieren und die Entsorgungsverantwortung wieder auf die Kommunen zurück zu übertragen. Die Schaffung eines Parallelsystems zur kommunalen Hausmüllentsorgung hat sich nicht bewährt und entspricht auch nicht den Vorstellungen und den Wünschen der Bürger.“ In einer im April 2014 im Auftrag des VKU durchgeführten repräsentativen forsa-Umfrage gehen 62 Prozent der Befragten fälschlicherweise davon aus, dass die Verantwortung für die Entsorgung von Verpackungen bei den Kommunen liegt. Darüber aufgeklärt, dass dem nicht so ist, befürworten 59 Prozent eine Rückübertragung der gesetzlichen Verantwortung auf die Kommunen.
VKU-Hauptgeschäftsführer Hans-Joachim Reck erläutert: „Auch aus ökologischer Sicht gibt es kein überzeugendes Argument, das System in der jetzigen Form beizubehalten.“ Da es sowohl in der Sammlung, in der Sortierung als auch in der Verwertung massive Qualitäts- und Mengenverluste gibt, liegt die tatsächliche Wiedereinsatzquote an hochwertigen Kunststoffmaterialien laut Gutachten nur bei rund 20 Prozent der Erfassungsmenge. Auch eine Steuerungswirkung auf Produktion und Einsatz von Verpackungen – das eigentliche Ziel der Verpackungsverordnung – ist dem Gutachten zufolge nicht erkennbar. Baum hat anhand von Studien nachgewiesen, dass die Kunststoffverpackungen in den letzten Jahren um 25 Prozent zugenommen haben. Reck: „Es ist höchste Zeit, dass die gesetzliche Grundlage so verändert wird, dass tatsächlich Anreize für mehr Recycling und den sparsameren Einsatz von Verpackungen gesetzt werden.“
Darüber hinaus identifiziert das Baum-Gutachten grundlegende Akzeptanzprobleme des Systems bei den Bürgern, bei den verpflichteten Unternehmen und bei den Abnehmern der erzeugten „Wertstoffe“. Die mangelnde Akzeptanz bei den verpflichteten Herstellern und Vertreibern von Verpackungen kann an der massiven Unterlizenzierung festgemacht werden. Eine Studie des Umweltbundesamtes etwa kommt laut Baum zu dem Ergebnis, dass nur 44 Prozent der sich im Umlauf befindlichen Verpackungen lizenziert sind. Hasenkamp: „Entziehen sich die Inverkehrbringer von Verpackungen der Lizenzierung, unterlaufen sie das zentrale Prinzip der Verpackungsverordnung. Dass das nicht effektiver geahndet werden kann, ist nicht zuletzt der Intransparenz des Systems geschuldet.“
Hasenkamp abschließend: „Wir wollen mit dem Gutachten einen Beitrag zur Diskussion über die Zukunft der Wertstofferfassung in Deutschland leisten. Die kommunale Abfallwirtschaft möchte bei der Sammlung von Verpackungen wieder mehr Verantwortung übernehmen. Sie sorgt bereits jetzt dafür, dass der an die Kommunen überlassungspflichtige Hausmüll zuverlässig und ökologisch entsorgt wird. Dafür wollen wir auch im Bereich der Verpackungen sorgen. Wir stehen als Gesprächspartner für die Politik zur Verfügung.“