Es war ein langer Weg, den die etwa 400 Städte und Gemeinden des kommunalen Energiezweckverbands Thüringen (KET) gehen mussten, bis die Übernahme des Energieversorgers E.ON Thüringen unter Dach und Fach war. Nach einem einjährigen Verhandlungsmarathon und der Zahlung von insgesamt fast 1 Milliarde Euro ist nun die Thüringer Energie AG fest in kommunaler Hand.
Städte und Gemeinden haben rund 946 Millionen Euro gezahlt, damit die Energieversorgung in Thüringen wieder in kommunalen Händen liegt. Bereits Anfang des Jahres gab E.ON bekannt, dass das Unternehmen seine Anteile an das eigens für die Übernahme gegründete KET verkaufen wolle. Nach zähen Verhandlungsmonaten ist es jetzt vollbracht. Nun müssen die Kredite, die für die Übernahmen aufgenommen wurden schnell zurückgezahlt werden. Der Ausbau in die Netzinfrastruktur und die Energiewende soll aber auch nicht vernachlässigt werden. Die mittlerweile 442 Kommunen, die sich schon dem Kommunalen Energiezweckverband Thüringen (KET) angeschlossen haben, müssen den bisherigen Jahresgewinn von etwa 80 bis 90 Millionen Euro, den der Energieversorger noch unter der Führung von E.ON einfuhr, aufrecht erhalten, um genügend Spielraum für Investitionen zu haben. Für die Tilgung der aufgenommenen Kredite müssen laut KET-Vorsitzenden, Frank Rostek, jährlich etwa 25 bis 30 Millionen von den Kommunen aufgebracht werden.
Ärger mit dem ehemaligen Energieversorger
Die Thüringer Energie AG versorgt knapp 500.000 Kunden mit Strom und Gas. Darunter sind auch etwa 3500 Industriebetriebe. Den Bärenanteil von 90 Prozent des Geschäfts werde in Thüringen gemacht. Daher wolle man sich laut Unternehmensvorstand Stefan Reindl künftig auch voll darauf konzentrieren und noch intensiver mit den Stadtwerken zusammenarbeiten. Bei einigen sei der Energieversorger ohnehin beteiligt.
Den ersten Stresstest musste die Thüringer Energie AG bereits durchstehen. Auslöser war eine Post-Werbeaktion der E.ON Bayern Vertrieb GmbH in Thüringen, welche zum E.ON Konzern gehört. Der KET übernahm in Thüringen alle Anteile von E.ON. Nach Angaben des Thüringer Energie AG Sprechers, Olaf Werner, wurden Kunden der Thüringer Energie AG persönlich per Post und Telefon von der E.ON Bayern Vertrieb GmbH kontaktiert. Es wurden falsche Auskünfte erteilt und es sei der Eindruck vermittelt worden, dass E.ON Bayern jetzt für die Thüringer Stromkunden zuständig sei. Mittlerweile habe E.ON Bayern sich verpflichtet dies nicht zu behaupten und eine Unterlassungserklärung abgegeben.
Energie AG will neue Stellen schaffen
Nach der erfolgreichen Übernahme durch die Kommunen sollen nun weitere Arbeitsplätze in Thüringen geschaffen werden. Besonders in den Bereichen Kundenservice und Informationstechnik habe die ehemalige Muttergesellschaft E.ON Aufgaben ausgelagert. Künftig sollen diese Aufgaben direkt in Thüringen erbracht werden. Auf diesem Wege wolle man als kommunales Unternehmen mit über 1550 Mitarbeiten für attraktive und zukunftssichere Arbeitsplätze in der Region sorgen.
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